Seifenblasen im Südchinesischen Meer
Süddeutsche Zeitung
Der Autor Cixin Liu gilt als Vorreiter einer neuen chinesischen Science-Fiction. Jetzt erscheinen seine Geschichten auch als Comics. Wie viel Propaganda steckt darin?
In der Science-Fiction ist die Gegenwart schon so, wie man sich in Peking die Zukunft erhofft, nämlich sehr chinesisch. Das liegt vor allem an dem Autor Cixin Liu, der mit seiner "Trisolaris"-Romantrilogie über den Erstkontakt der Menschheit mit einer außerirdischen Zivilisation einen solchen internationalen Erfolg landete, dass sogar Barack Obama die Bücher in seine berühmte Leseliste aufnahm und ihre Verfilmung bei Netflix von niemand Geringeren als den "Game-of-Thrones"-Machern verantwortet wird. Der Hype um die Romane ist ausnahmsweise gerechtfertigt, denn selten hat die Science-Fiction Werke hervorgebracht, die so klug und gebildet die Themen der Gegenwart in Raum und Zeit fortdenken, ohne dabei auf literarischen Anspruch zu verzichten. Vielleicht kam die Trilogie im Westen auch deshalb so gut an, weil hier ein anderes, ein faszinierendes und geradezu utopisches China zugänglich wurde, von einem womöglich sogar subversiven Autor. Denn wird nicht gleich am Anfang des ersten Romans "Die drei Sonnen" deutliche Kritik an den Grausamkeiten der Kulturrevolution geübt, und zeigen die vielen Referenzen auf westliche Kultur und Literatur nicht auch, dass sich hier jemand zum Dialog öffnet, anstatt das eigene Gesellschaftsbild durchsetzen zu wollen?More Related News