
"Sanktionen schaden Russland massiv"
n-tv
Glaubt man Wladimir Putin, dann richten die westlichen Sanktionen in Russland keinen nennenswerten Schaden an. Die Zentralbank sieht das allerdings anders. Es brauche Zeit, bis sich der Effekt voll zeigt, sagt ein Russland-Kenner im Podcast "Die Stunde Null".
Wladimir Putin gibt sich dieser Tage breitbeinig wie eh und je: Die Sanktionen des Westens seien verpufft, der "ökonomische Blitzkrieg" sei gescheitert, die Lage habe sich stabilisiert. Russlands Wirtschaft und Finanzsystem stünden "fest auf beiden Beinen". Natürlich ist das Propaganda, aber da der Kreml keine Zahlen mehr veröffentlicht, ist es von außen schwierig, die genauen Folgen abzuschätzen. Deshalb stellt sich, zwei Monate nach Kriegsausbruch, die Frage: Wirken die Sanktionen - und wenn ja wie hart und wo?
"Die Sanktionen wirken massiv, aber sie sind kein Blitzkrieg", bilanziert Russland-Kenner Bernd Ziesemer, langjähriger Chefredakteur des "Handelsblatt" und "Capital"-Kolumnist im Podcast "Die Stunde Null". "Es braucht Zeit, bis sich der Effekt voll zeigt. Wenn man sich vor Ort umhört, außerhalb von Moskau oder St. Petersburg in den Industriestädten im Ural, erfährt man, dass die Sanktionen die Firmen genau und hart treffen." Viele Transporte finden nicht mehr statt, Flugzeuge und Schiffe mit Ersatzteilen oder Maschinen fehlen. Deutschland etwa liefert keine Werkzeugmaschinen mehr.
Zwischen 8 und 15 Prozent, je nach Schätzung und Quelle, könnte die russische Wirtschaft in diesem Jahr einbrechen. "Aber ob das BIP um 10,12 oder 15 Prozent einbricht, ist sekundär - in all den Fällen heißt es, dass das Wachstum der vergangenen 10 bis 15 Jahre ausradiert wird", so Ziesemer, der in den 1990er-Jahren Korrespondent in Moskau war und das Land immer wieder bereist hat.
