Russland setzt Angriff auf Mariupol fort
ProSieben
Im Ukraine-Krieg sollten Zivilisten die Chance bekommen, während einer Feuerpause aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol zu fliehen. Das Rote Kreuz spricht von "herzzerreißenden" Szenen. Könnte Israels Regierungschef Bennett in dem Krieg vermitteln?
Nach einer gescheiterten Feuerpause zur Evakuierung von Zivilisten hat das russische Militär seine Angriffe auf die ukrainische Großstadt Mariupol fortgesetzt. Die Kampfhandlungen in Mariupol und der Stadt Wolnowacha seien um 16.00 Uhr (MEZ) fortgesetzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstagabend laut Agentur Interfax mit. Die ukrainische und die russische Seite hatten sich zuvor gegenseitig Verletzungen der ersten begrenzten Feuerpause im Ukraine-Krieg vorgeworfen, die der Evakuierung von Zivilisten dienen sollte.
Die Waffenruhe hatte um 8.00 Uhr (MEZ) in Kraft treten und sieben Stunden andauern sollen. Die "russische Seite" halte sich nicht an die Waffenruhe in der Hafenstadt Mariupol, teilte die Stadt am Samstag mit. "Aus Sicherheitsgründen wird deshalb die Evakuierung verschoben." Das russische Verteidigungsministerium teilte dagegen mit, der verabredete humanitäre Korridor sei beschossen worden.
Die internationalen Bemühungen für ein Ende des Krieges dauern an. Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett reiste überraschend zu einem Gespräch mit Putin nach Russland. Noch am Samstagabend wollte Bennett in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über den Ukraine-Konflikt beraten, wie aus deutschen Regierungskreisen verlautete. Israel ist im Ukraine-Konflikt als möglicher Vermittler im Gespräch. Scholz wollte am Sonntag EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu einem Gespräch im Bundeskanzleramt empfangen.
Aus Regierungskreisen in Jerusalem hieß es, das Gespräch Bennetts und Putins habe drei Stunden gedauert. Bennett habe sich mit den USA, Deutschland und Frankreich abgestimmt und sei "in ständiger Kommunikation mit der Ukraine". Er habe nach dem Treffen mit Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert.
Israel hat gute Beziehungen zu Russland und zur Ukraine, befindet sich daher aber auch in einem Zwiespalt. Es will seinen wichtigsten Bündnispartner, die USA, nicht verärgern, ist aber gleichzeitig aus strategischen Gründen vom Wohlwollen Moskaus abhängig, unter anderem in den Konflikten mit Syrien und dem Iran.