Russischer Ökonom: Ölembargo versetzt "heftigen Schlag"
n-tv
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine verabschieden westliche Länder beispiellose Sanktionspakete - doch der große Schlag auf die russische Wirtschaft blieb bislang aus. Das könnte sich mit dem neuen Ölembargo auf EU-Ebene ändern, sagt ein russischer Wirtschaftsexperte.
Das auf EU-Ebene beschlossene Sanktionspaket wird Russland wirtschaftlich hart treffen und Putin in eine nie dagewesene Situation bringen. Zu diesem Schluss kommt der in Paris lehrende russische Ökonom Sergej Gurijew. "Das wird dem russischen Haushalt einen sehr heftigen Schlag versetzen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Sein Öl ersatzweise nach China und Indien umzuleiten, werde für Russland nicht einfach werden, da die EU höchstwahrscheinlich in den nächsten Monaten weitere Maßnahmen verhängen werde, gegen russische Tanker, gegen den Transport von russischem Öl mit Schiffen anderer Länder und gegen die Versicherung solcher Transporte. In einem halben Jahr werde Wladimir Putin vor der Wahl stehen, wem er die Gehälter kürzt - Soldaten, Beamten, Polizisten - oder ob er weniger Aufträge an seine Freunde vergibt. "In so einer Lage ist Putin nie zuvor gewesen", sagte Gurijew.
Mittelfristig werde der Preis für russisches Öl fallen, prognostiziert der Forscher. Wenn früher der Ölpreis gefallen sei, habe Putin Währungsreserven genutzt. "Die sind jetzt eingefroren. Und schon im April war das Haushaltsdefizit bedeutend", sagte Gurijew. Auf das Jahr hochgerechnet dürften es etwa 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sein. "Das Land gibt mehr Geld für den Krieg aus und nimmt weniger Steuern aus Nicht-Öl-und-Gas-Exporten ein", bilanzierte der Ökonom.