Russische Sportler: Nur vorsichtige Kritik am Ukraine-Krieg
DW
Mit eher allgemeinen Plädoyers für den Frieden reagieren russische Sportstars auf die Invasion in der Ukraine - auch weil ihre Manager dazu raten, sich zurückzuhalten.
Das Eis ist dünn für Alexander Ovechkin. Als der russische Superstar in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL an diesem Mittwoch als Kapitän der Washington Capitals bei den Edmonton Oilers auflief, wurde der 36-Jährige von den Fans ausgebuht. In der kanadischen Stadt gibt es eine große ukrainische Gemeinde.
Ovechkin steht wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin zunehmend unter Druck. Einst rühmte er sich, die Telefonnummer seines Präsidenten zu haben und regelmäßig mit ihm zu telefonieren. Noch immer hat er auf seinem Instagram-Account ein Profilbild, das ihn an der Seite Putins zeigt. Angeblich will Ovechkin das Bild aus Sorge um seine Familie nicht austauschen: Seine Frau und die beiden Kinder halten sich in Russland auf.
Ovechkin gilt als einer der besten Eishockeyspieler aller Zeiten. Seit 2005 spielt der Russe für die Capitals, mit 766 Treffern (Stand 10. März 2022) ist er der drittbeste Torjäger in der Geschichte der NHL. Jetzt sitzt er zwischen allen Stühlen. Die einen kritisieren, dass er nicht eindeutig genug Position gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine beziehe. In Russland dagegen werfen ihm Nationalisten mangelnde Loyalität vor.
Als er Ende Februar bei einer Pressekonferenz auf die Invasion in der Ukraine angesprochen wurde, antwortete Ovechkin: "Ich bin Russe, ich kann es nicht kontrollieren. Ich hoffe, dass bald wieder in beiden Ländern Frieden herrscht." Als ein Reporter nachhakte, wie es um sein Verhältnis zu Putin stehe, sagte Ovechkin: "Er ist mein Präsident." Und dann schob er noch nach: "Aber ich bin kein Politiker, sondern Sportler."
Auf diese Position ziehen sich offenbar fast alle 55 russischen und drei belarussischen Eishockeyspieler zurück, die laut dem Internetportal "QuantHockey.com" in dieser Saison bei NHL-Klubs unter Vertrag stehen. Etwa die Hälfte von ihnen haben verifizierte Instagram-Accounts. Dort veröffentlichten sie seit Jahresbeginn jedoch fast ausschließlich private Bilder mit Frau oder Freundin, Kind oder Hund sowie sportliche Schnappschüsse. Lediglich ein Profi hat sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs auf Instagram öffentlich dazu geäußert: Nikita Zadorov, Profi der Calgary Flames, postete ein schwarzes Bild mit der Aufschrift "No War" (Kein Krieg) und schrieb dazu "Stop it!!!".