Russische Oppositionelle kritisieren Freilassung
n-tv
Es ist der historisch größte Gefangenendeal zwischen Russland und westlichen Ländern. Deutschland spielt dabei eine besondere Rolle. Nun kritisieren zwei der Freigelassenen den Austausch. Jaschin und Kara-Mursa wären lieber in Russland geblieben. Andere hätten eher gehen sollen, sagen sie.
Der russische Oppositionelle Ilja Jaschin kam im größten Gefangenenaustausch zwischen Russland und westlichen Ländern frei. Im Interview mit dem "Spiegel" kritisiert er die Freilassung gegen seinen Willen: "Ich wurde nicht ausgetauscht, ich wurde gewaltsam aus meinem Land vertrieben." Er habe in Russland bleiben wollen, unabhängig von den Risiken. In Russland wiege das Wort eines Oppositionellen mehr als im Ausland. "Es ist kaum zu begreifen, dass viele meiner unschuldigen Mitstreiter weiter hinter Gittern sitzen."
Am Vortag des Austauschs habe er eine Erklärung an den Leiter der Haftanstalt geschrieben und darauf hingewiesen, dass es die russische Verfassung verbiete, Bürger gegen ihren Willen auszuweisen. "Ich habe auf meinem Recht bestanden, in Russland zu bleiben", sagte er dem Magazin.
Am Tag darauf habe ihn Sicherheitspersonal aus der Zelle geführt. "Maskierte Männer mit Pistolen führten mich auf die Straße. Sie setzten mich in einen komfortablen Bus." Dann habe er gesehen, wie andere Oppositionelle in den Bus gebracht wurde und sich sehr gefreut. Er habe aber auf Alexej Gorinow, einen 63-jährigen Kommunalpolitiker, vergeblich gewartet. "Ihm fehlt ein Teil seiner Lunge. Er sitzt in derselben Kolonie wie einst Nawalny, wird gefoltert, pendelt zwischen Strafzelle und Lazarett. Ich hatte US-Präsident Joe Biden, Wolodymyr Selenskyj, selbst Putin um seine Freilassung angefleht", sagte Jaschin.