Riesengroßes Ärgernis für den BVB
Süddeutsche Zeitung
Die Dortmunder spielen fahrig und nervös - und scheitern im Pokal an Zweitliga-Tabellenführer FC St. Pauli. Auch Erling Haaland kann es diesmal nicht retten.
Im Grunde hatte der FC St. Pauli ein doppeltes Heimrecht, als am Dienstag das DFB-Pokal-Achtelfinale auf dem Programm stand. Da war natürlich der offensichtliche Vorteil, dass das Spiel im Millerntor-Stadion stattfand, tief im Herzen des Hamburger Stadtteils und vor immerhin 2000 Anhängern des Kiezklubs. In der Vereinssatzung der Hamburger steht aber auch geschrieben, dass man stets als Außenseiter in eine Partie zu gehen hat. Deshalb fühlen sich die Paulianer wie zu Hause in der Rolle des Underdogs, der dem Establishment richtig eins auswischt, dieses Recht auf Rebellion nehmen sie sich gerne und jederzeit raus.
Und das Establishment, das war an diesem Abend Borussia Dortmund.
Kuriosum im DFB-Pokal: Weil Florian Kainz im Elfmeterschießen beim letzten Versuch den Ball zweimal berührt, gewinnt der HSV beim 1. FC Köln. Der VfL Bochum schlägt Mainz und ist weiter.
Mit 2:1 gewannen die Kiezkicker gegen den Titelträger des Vorjahres, sie siegten verdient. "Heute war ein schlechter Tag, wir sind einfach zu spät aufgewacht", sagte Marco Reus am ARD-Mikrofon. "St. Pauli hat es zwar gut gemacht, aber es ist sehr bitter für uns, dass wir raus sind. Das müssen wir jetzt erst mal sacken lassen. Auf jeden Fall haben wir eine Riesenchance verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen." BVB-Kapitän Marco Reus sagte: "Ein komplett schlechter Tag von uns, wir sind zu spät aufgewacht."
Es war an diesem Abend weniger eine Frage der konkreten Taktik, es ging eher um die Haltung. Mit Respekt, aber ohne jede Demut gingen die Paulianer in diese Partie, und sie hatten jede Menge Körpereinsatz und Furchtlosigkeit dabei. Bereits nach vier Minuten kombinierte sich der Tabellenführer des Unterhauses in den Strafraum des Zweitplatzierten aus der ersten Liga, der Ball gelangte über St. Paulis Mittelfeldmann Marcel Hartel ins Zentrum, wo Stürmer Etienne Amenyido mit etwas Glück und mindestens so viel Verstand zum 1:0 traf. Ein frühes Tor, das ist die erste und wichtigste Zutat, aber es braucht schon mehr für eine echte Pokal-Sensation.