Rechtsruck in Großbritannien: Rechte Bewegungen gewinnen an Einfluss
ProSieben
Eine riesige Demonstration im Zentrum Londons zeigt den erstarkenden Einfluss der extremen Rechten in Großbritannien. Führende Figuren wie Tommy Robinson und Nigel Farage prägen eine Bewegung, die zunehmend gegen Migration und Vielfalt mobilisiert.
Rund 120.000 Menschen haben sich in Londons Zentrum versammelt, um an einer rechten Großdemonstration teilzunehmen – die größte dieser Art in der Geschichte der britischen Hauptstadt. Aufgerufen hatte Tommy Robinson, Mitgründer der islamfeindlichen Bewegung "English Defence League" (EDL), der die Menge unter dem Banner von "Meinungsfreiheit", Patriotismus und Heimat mobilisierte. Doch wie Beobachter:innen betonen, sind diese Begriffe politisch aufgeladen: "Meinungsfreiheit" wird hier als Recht auf offene Diskriminierung interpretiert, "Heimat" als Abgrenzung gegenüber Migrant:innen. Die Demonstration verdeutlicht eine tiefgreifende Entwicklung: Großbritannien erlebt derzeit einen starken Rechtsruck. Dieser spiegelt sich nicht nur auf den Straßen wider, sondern auch in den Umfragen. Laut Politikwissenschaftler Robert Ford von der Universität Manchester hat sich die Unzufriedenheit über Migration und die wirtschaftliche Lage in einer breiten Wählerschaft verfestigt – ein Nährboden für rechte Bewegungen. Nigel Farage, einst treibende Kraft hinter dem Brexit, hat seine Partei Reform UK neu ausgerichtet. Statt EU-Fragen dominieren nun harte Angriffe gegen Zuwanderung die Agenda. Laut aktuellen Umfragen könnte Reform UK bei einer Wahl rund 30 Prozent der Stimmen gewinnen – deutlich mehr als die regierende Labour-Partei. Farage inszeniert sich dabei als Stimme des Protests gegen das politische Establishment und greift gezielt Themen wie die Überfahrten von Asylsuchenden über den Ärmelkanal auf. Ford erklärt, dass viele Unterstützer:innen von Reform UK aus der Brexit-Bewegung stammen und das Gefühl haben, dass der EU-Austritt nicht konsequent genug umgesetzt wurde. Farage setzt auf drastische Forderungen wie die pauschale Abschiebung von Bootsmigrant:innen ohne Asylverfahren und einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Menschenrechtskonvention. Kritiker:innen wie Ford warnen, dass diese Politik nicht nur die Rechte von Neuankömmlingen, sondern auch die von bereits in Großbritannien lebenden Migrant:innen gefährden könnte.
