
Rüstungsfirmen: Wir sind auch nachhaltig
DW
Waffen spielen eine Schlüsselrolle beim Kampf der Ukraine gegen Russlands Invasion. Die Rüstungslobby nutzt die Lage jetzt, um sich als "nachhaltig" zu positionieren.
Noch vor wenigen Monaten waren viele überzeugt, in ihrem Leben niemals einen Krieg in Europa erleben zu müssen. Inzwischen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Russland in der Ukraine Atomwaffen einsetzt, "nicht mehr null", wie ein Nuklearstratege der New York Times diesen Monat sagte. Und Russlands Krieg gegen die Ukraine hat auch die Diskussion um konventionelle Waffen verändert.
In den vergangenen Jahren hatten einige Pensions- und Staatsfonds Rüstungsfirmen aus ihren Portfolios ausgeschlossen, weil sie die umstrittene Branche nicht unterstützen wollen. Kleinanleger und institutionelle Investoren interessieren sich zunehmend für Unternehmen, die nicht nur Renditen versprechen, sondern auch ökologische und soziale Kriterien sowie Standards guter Unternehmensführung erfüllen. Im Branchenjargon ist von ESG-Kriterien die Rede (Environmental, Social, Governance).
Die Europäische Kommission möchte diesen Trend mit ihrer Taxonomie-Verordnung unterstützen. Im Kern geht es dabei um eine Definition, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig (grün) eingestuft werden und welche als umweltschädlich (braun). Von dieser Einstufung können dann EU-Förderungen und Vorgaben für Investoren abhängen.
Einige, aber nicht alle der ESG-Kriterien, die nachhaltige Investmentfonds schon jetzt verwenden, schließen Aktien von Unternehmen aus den Bereichen Rüstung, Luft- und Raumfahrt aus, weil diese Waffen produzieren.
Doch der Krieg in der Ukraine lässt die Rüstungsindustrie nun in einem neuen Licht erscheinen. Insbesondere die Nato-Staaten wollen die Ukraine unterstützen, ohne in eine direkte Auseinandersetzung mit Russland hineingezogen zu werden. Für sie ist das Verschenken hochmoderner Waffen zum bevorzugten Mittel geworden, ihre Solidarität auszudrücken. Die deutsche Bundesregierung versprach kürzlich, der Ukraine 1500 Panzer- und Flugabwehrraketen zu liefern, ein deutlicher Wandel ihrer bisherigen Haltung.
