
"Putins Scheitern ist für China nicht akzeptabel"
n-tv
Russlands Machthaber Putin ist in einer für ihn existenzgefährdenden Situation, sagt Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die könne er aber auch nutzen, indem er versucht, China in den Krieg hineinzuziehen. "China ist in diesem Krieg letztlich stärker darauf bedacht, eine russische Niederlage zu verhindern, als sich als Friedensengel nach westlichem Geschmack zu profilieren", sagt der Russland- und China-Experte.
ntv.de: Beim gemeinsamen Auftritt am Montag, als beide an einem kleinen Tisch im Kreml saßen, schien Xi leicht mitleidig auf Putin herabzusehen, und Putin vermied beim Sprechen häufig den Augenkontakt. Als dann Xi an der Reihe war, nickte Putin immer wieder zustimmend. Ist es überinterpretiert, wenn man daraus Rückschlüsse auf das Verhältnis der beiden zieht?
Janis Kluge: Ich weiß nicht, ob man aus solchen Auftritten unmittelbar Rückschlüsse ziehen kann, aber es ist klar, dass das Verhältnis zwischen Russland und China sich im Zuge des russischen Kriegs gegen die Ukraine deutlich verschoben hat. Russland ist heute viel stärker abhängig von China, und entsprechend hat sich auch das Verhältnis zwischen Xi und Putin verändert. Putin muss Xi jetzt noch stärker zeigen, dass er loyal ist - dass er versteht, wie wertvoll Chinas Unterstützung für Russland und für ihn persönlich ist. China ist das einzige große Industrieland, das noch bereit ist, uneingeschränkt mit Russland zu kooperieren. Für die russische Wirtschaft, vor allem aber für Putin, ist das überlebenswichtig.
Offiziell tun beide so, als sei es ein Treffen auf Augenhöhe: Xi sprach vom Konzept der "ewigen Freundschaft und einer gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit".
