Putins Rache: Russlands nächste Großoffensive steht „unmittelbar“ bevor
Frankfurter Rundschau
Russland verfolgt weiterhin sein Minimalziel im Ukraine-Krieg: die Eroberung des Donbass. Doch wie geht es weiter?
Kiew/Moskau – Wenige Tage, bevor sich der Ukraine-Krieg zum ersten Mal jährt, erhöht die internationale Gemeinschaft den Druck auf Russland: Die Ukraine erhält zahlreiche Panzer von westlichen Verbündeten. Die veränderte militärische Lage im Ukraine-Konflikt sorgt offenbar zu einer Reaktion des Kreml: Spätestens im Frühjahr soll es zu einer neuen Offensive kommen.
Für Christian Mölling und András Rácz, Experten von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, steht diese unmittelbar bevor. In einer Analyse für das ZDF prognostizieren sie diese „in den kommenden Wochen“. Neben dem Aspekt des Jahrestages der russischen Invasion am 24. Februar spielen vor allem die Kombination aus ukrainischer Aufrüstung und russischen Verluste eine entscheidende Rolle, so die Experten. „Insbesondere Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sind in Russland bereits knapp. Daher muss Moskau noch vor dem Eintreffen der neuen westlichen Lieferungen einen entscheidenden Schritt unternehmen“, heißt es in der Analyse.
Die Verluste könnten Wehrpflichtige, die bereits im November eingezogen wurden und ab Februar einsatzbereit sind, kompensieren. Insbesondere die Logistik könnte demnach davon profitieren. Als Ziel der Offensive gilt den Experten nach abermals der Donbass, im Osten der Ukraine.
Die Region ist seit vergangenem Februar kriegsgebeutelt. Hinter einer möglichen Eroberung Russlands, die bereits mehrfach scheiterte, steckt ein strategisches Interesse: Der Donbass ist Teil einer Landverbindung zur illegal annektierten Halbinsel Krim. Das bestätigen auch die beiden Experten von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik: „Der Kreml ist seit langem bestrebt, die Kontrolle über die gesamte Region zu erlangen. Außerdem wurden bereits extrem viele Ressourcen für diese Aufgabe bereitgestellt – eine entscheidende Verlagerung des Schwerpunkts ist daher nach dem Stand der Dinge Anfang Februar äußerst unwahrscheinlich.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet ebenfalls mit einer schnellen Reaktion Russlands auf die Panzerlieferungen des Westens. Wladimir Putins „große Rache“ habe begonnen, sagte er laut Angaben des TV-Senders Al Jazeera. „Ich glaube, dass Russland wirklich seine große Rache will. Ich glaube, sie haben bereits damit begonnen“, so Selenskyj.