
Psychiater fordern strengere Regelauslegung bei Gewaltprävention
n-tv
Nach Gewalttaten durch psychisch kranke Menschen fordern Fachleute strengere Maßnahmen: Häufigere Zwangseinweisungen und Entlassungen mit Auflagen. Therapie bleibt jedoch die beste Prävention – doch die Versorgung ist oft unzureichend.
In Aschaffenburg tötet ein Mann zwei Menschen mit einem Messer. Am Hamburger Hauptbahnhof sticht eine Frau auf zahlreiche Menschen ein. In München verletzt ein Mann mit einem Messer zwei Männer am Oberkörper. Immer wieder kommt es in Deutschland zu schweren Gewalttaten durch psychisch kranke Menschen. Und immer wieder stellt sich die Frage: Hätten die Taten verhindert werden können?
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat nun ein ausführliches Positionspapier mit Empfehlungen zur Gewaltprävention bei psychisch kranken Menschen veröffentlicht. Eine der Kernforderungen der Expertinnen und Experten: Die rechtliche Möglichkeit, Betroffene mit erkennbarem Gewaltpotenzial auch gegen ihren Willen in einer Psychiatrie zu behalten oder neu einzuweisen, müsse häufiger genutzt werden.
"Die Autonomie der Menschen ist ein hohes und schützenswertes Gut", sagt Psychiaterin und DGPPN-Präsidentin Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank. Es müsse aber immer wieder zwischen der individuellen Autonomie und der Sicherheit der Gemeinschaft abgewogen werden. "Ich habe den Eindruck, dass wir uns in den letzten Jahren sehr weit auf die Seite der Autonomie gestellt haben, und damit vermutlich höhere Risiken in Kauf genommen haben."
