
Politikwissenschaftler Thomas Jäger: Putin will Europa unter russischem Einfluss
RTL
Nach Auffassung des Kölner Politikwissenschaftlers geht es Russland im Ukraine-Konflikt um weit mehr als die Frage einer Nato-Mitgliedschaft.
Das Handeln von Wladimir Putin im Russland-Ukraine-Konflikt ruft internationales Entsetzen hervor. Mehrere westliche Regierungschefs hatten in den vergangenen Tagen und Wochen durch Diplomatie versucht, einen Krieg zwischen der Ukraine und Russland zu verhindern. Doch momentan scheinen die Versuche gescheitert, in der Nacht kündigte der russische Präsident die Entsendung von Truppen an. Aber welche Pläne verfolgt Putin langfristig, was will er erreichen? Der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger versucht, dies zu erklären.
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Nach Auffassung des Kölner Politikwissenschaftlers Thomas Jäger geht es Russland im Ukraine-Konflikt um weit mehr als die Frage einer Nato-Mitgliedschaft. "Russland will neben China und den USA die dritte Weltmacht sein. Das kann es auf sich alleine gestellt nicht" , sagte Jäger der Kölnischen Rundschau (Dienstagausgabe). Präsident Wladimir Putin verfolge schon lange die Idee eines "großen Europa", eines Europa, das unter russischem Einfluss stehe. "Die Ukraine hat dabei aber einen hohen Symbolwert und ist ein wichtiges Etappenziel", so Jäger.
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Im zweiten Schritt wolle Russland dann eine Pufferzone, die alle ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten umfasse, so der Experte, der in Köln Internationale Politik lehrt: "Und drittens geht es darum, die europäische Sicherheitslage von den USA zu trennen, weshalb die Nuklearwaffen, die die USA als Zeichen dieser Verbindung auf europäischem Boden lagern, abgezogen werden sollen. Das ist das Hauptziel." Unklar sei aber, welche Ziele Putin aktuell für realistisch halte oder später vielleicht mit weniger Risiko zu erreichen könne glaube.
Drohung mit Gewalt und Diplomatie seien aus russischer Sicht keine Gegensätze, sondern zwei Seiten einer Medaillem, sagte Jäger: "Je glaubwürdiger die Androhung von Gewalt ist, desto besser ist die eigene diplomatische Position." Deshalb sehe Russland es keineswegs so, dass man deeskalieren müsse, um verhandeln zu können. "Das hieße ja, eine starke Position aufzugeben, um zu verhandeln." Es gehe Putin um viel mehr als nur das Thema Nato-Mitgliedschaft:
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