Philippinen steuern auf neue Marcos-Dynastie zu
DW
Jahrzehnte nach dem Sturz des Marcos-Regimes wird der Sohn des einstigen Diktators wohl der neue Präsident. Ferdinand Marcos Jr. setzte im Wahlkampf vor allem auf junge Wähler, die keine Erinnerung an das Regime haben.
Der Diktatorensohn Ferdinand Marcos Junior, genannt "Bongbong", hat vorläufigen Ergebnissen zufolge die Präsidentenwahl auf den Philippinen gewonnen. Nach Auszählung von mehr als 97 Prozent der abgegebenen Stimmen bekam er mehr als doppelt so viele Stimmen wie seine schärfste Konkurrentin, die Oppositionsführerin Leni Robredo. An dritter Stelle lag weit abgeschlagen der frühere Box-Weltmeister Manny Pacquiao.
Damit wird die Marcos-Dynastie 36 Jahre nach ihrer Vertreibung aus dem Inselstaat aller Wahrscheinlichkeit nach in den Malacañang-Palast in der Hauptstadt Manila zurückkehren. Offizielle Ergebnisse kann aber nur der Kongress (bestehend aus Senat und Abgeordnetenhaus) verkünden. Dies wird erst für Ende Mai erwartet.
Rund 67 Millionen Bürger waren am Montag zur Wahl eines Nachfolgers für den scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte aufgerufen. Der Politiker ist international wegen seines brutalen Kampfes gegen Drogenkriminalität umstritten. Laut Verfassung durfte er nach sechs Jahren nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Allerdings liegt seine Tochter Sara Duterte-Carpio, derzeit Bürgermeisterin der Millionenstadt Davao im Süden des Landes, bei der Wahl zur Vizepräsidentschaft mit großem Abstand vorne. Sie hatte an der Seite von Marcos Jr. kandidiert.
Der 64-Jährige war im Wahlkampf in sozialen Netzwerken wie TikTok und YouTube aktiv, wo er Millionen Follower hat. Dort lockte er vor allem junge Wähler - die keine Erinnerung an das Regime haben - mit einem verklärten Blick auf die Vergangenheit und dem Traum von einem vermeintlichen "goldenen Zeitalter". Bei allen Umfragen galt er im Vorfeld als klarer Favorit.
Überschattet wurde die Abstimmung von Gewalt, vor allem im Süden des Inselstaates. Hier kamen mindestens sechs Menschen ums Leben. Hunderte Menschenrechtsaktivisten und Studenten demonstrierten vor dem Büro der Wahlkommission (Comelec) in Manila demonstriert. Sie warfen der Behörde Wahlbetrug vor und wollen den nach einer inoffiziellen Auszählung erwarteten Sieg von Marcos Jr. nicht anerkennen.