Peng Shuai: In den Fängen der Mächtigen
Frankfurter Rundschau
Das Schicksal der Tennisspielerin Peng Shuai bewegt längst nicht mehr nur die Sportwelt. China fordert Ende „böswilliger Unterstellungen“.
Die wichtigste Nachricht vorweg: Peng Shuai, 35, lebt.
Ansonsten: Kein Wort in den Zeitungen, nichts in den Nachrichtensendungen, Fehlermeldungen im Internet - fast drei Wochen lang war das so, ehe die Anklage an den Rest der Welt folgte. Motto: Lasst uns in Ruhe, ihr Hetzer. Die chinesische Regierung äußerte sich am Dienstag erstmals im Fall der Tennisspielerin Peng Shuai. „Ich denke, einige Leute sollten aufhören, dieses Thema absichtlich und böswillig aufzubauschen, geschweige denn zu politisieren“, teilte ein Sprecher des Außenministeriums mit. Punkt, Aus, Ende, Thema erledigt. Zumindest aus Sicht der chinesische Führung.
Was war passiert? Die Weltklasse-Doppelspielerin Peng Shuai verschwand vor mehr als zwei Wochen völlig von der Bildfläche, kurz nachdem sie am 2. November im Kurznachrichtendienst Weibo Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen den kommunistischen Parteifunktionär Zhang Gaoli, einen der mächtigsten Männer Chinas, erhoben hatte. Einen derart hoch angesiedelten #MeToo-Fall gab es in China bisher nicht. Und so waren die niedergeschriebenen Anschuldigungen nach nicht mal 30 Minuten wieder entfernt. Der Name Peng Shuai, nicht mehr auffindbar, ganz so als wolle jemand auch den Menschen hinter der Geschichte ausradieren, die da lautet: „Dann hast du mich in dein Zimmer gebracht. Wie vor zehn Jahren in Tianjin wolltest du mit mir Sex haben.“ Vor der Tür habe jemand Wache gestanden, so Peng Shuai, und: „Ich habe an diesem Nachmittag nicht zugestimmt und die ganze Zeit geweint.“ Peng Shuai kannte Zhang Gaoli schon lange, jenen früheren Vizepremierminister Chinas, 75, den das System nun offenbar zu schützen versucht.