
Opposition in Russland: Was denken die Russen über den Krieg?
RTL
Kreml-Kritiker Nawalny ruft zu Protesten auf. Aber kippt die Stimmung gegen Putin in der russischen Zivilbevölkerung?
Trotz drakonischer Strafandrohungen und mittlerweile Tausenden Verhaftungen zeigen täglich viele Russen bei Demonstrationen, dass sie Putins Krieg gegen die Ukraine nicht gutheißen. Der wohl bekannteste Kreml-Kritiker Alexey Nawalny ruft zu weiteren Protesten auf.
Aber reicht das, damit die Stimmung in der Zivilbevölkerung umschlägt? Gerade junge Menschen denken offenbar eher über eine Flucht aus dem Land nach, statt Verhaftung und Repressalien zu riskieren. Auch der 26-jährige Anatolij gehört dazu. Was er uns über seine Fluchtpläne erzählt hat – im Video.
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In vielen Köpfen findet möglicherweise derzeit ein Umdenken über die Rolle Russlands in diesem Krieg statt. Das sollen zumindest Daten aus einer Umfrage zeigen, die das Team des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexey Nawalny auf Twitter veröffentlichte.
Demnach sehen bereits über die Hälfte der Menschen (53 Prozent) aus Moskau Russland als Aggressor des Krieges in der Ukraine. 28 Prozent der Befragten gaben wiederum an, Russland als "Befreier" der Ukraine zu sehen, rund 12 Prozent nannten Russland sogar einen "Friedensmacher". Als Quelle wird in dem Tweet eine Online-Umfrage unter 700 Moskauer Bürgern und Bürgerinnen, sortiert nach Alter und Geschlecht, angegeben. Es ist somit natürlich keine repräsentative Umfrage.
Nawalny hat über seine Sprecherin außerdem die Menschen weiter zu Demonstrationen aufgerufen. Am internationalen Frauentag sollten vor allem Frauen den Weg auf die Straße wagen, hieß es in einem YouTube-Video. Um 14 Uhr Moskauer Zeit (12 Uhr deutscher Zeit) sollten Frauen auf zentralen Plätzen ihrer Heimatorte protestieren. Der Internationale Frauentag am 8. März ist in Russland ein Feiertag, an dem Frauen traditionell Blumen geschenkt bekommen.
Doch wer sich auf die Straße wagt, riskiert eine Festnahme. Allein am letzten Wochenende sollen nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 4.400 Menschen festgenommen worden sein. 2035 von ihnen seien in der Hauptstadt Moskau festgesetzt worden, 1.150 weitere in der Ostsee-Metropole St. Petersburg, hieß es von der Menschenrechtsorganisation "Owd-Info". Insgesamt habe es Proteste in mehr als 60 russischen Städten gegeben. Das russische Innenministerium hatte zuvor von landesweit rund 5.200 Teilnehmern und mehr als 3.500 Festnahmen bei den nicht genehmigten Kundgebungen gesprochen.
Wie groß Putins Angst vor Widerstand aus dem eigenen Volk ist, zeigt sich auch daran, dass er offenbar willkürlich die Handys junger Menschen auf der Straße kontrollieren lässt. Ein von der russischen Journalistin Ana Vasilyeva über Telegram verbreitetes Video soll zeigen, wie russische Polizisten in Moskau die privaten Nachrichten von einigen jungen Männern kontrollieren – angeblich auf der Suche nach dem Stichwort "Krieg".
