Olympische Spiele, auf die man nicht stolz sein sollte!
RTL
Die Medaillen sind vergeben, das Feuer ist, Tokio hat es geschafft: Die Olympischen Spiele waren sportlich wieder ein Highlight. Da war etwa die absurde...
Die Medaillen sind vergeben, das Feuer ist, Tokio hat es geschafft: Die Olympischen Spiele waren sportlich wieder ein Highlight. Da war etwa die absurde Weltrekordshow in der Leichtathletik und auf dem Rad. Grund zur Euphorie nach dem Abschluss der Tokio-Spiele hat aber nur einer: der Boss. Wenn Thomas Bach sagt, dass die Olympische Spiele keine Geisterspiele waren, dann hat er natürlich recht. Denn bei wirklich sehr vielen Wettbewerben in Tokio saßen keine Geister auf den Rängen, sondern der Chef des Internationalen Olympischen Komitees höchst selbst. Er war beim Tischtennis-Märchen von Dimitrij Ovtcharov dabei, schaute beim Fechten vorbei (in der Sportart war er selbst einst Olympia-Champion) und applaudierte bei den Leichtatheltik-Wettbewerben im sonst ziemlich leeren Rund. Nun hat Bach mit Geistern allerdings etwas gemeinsam. Wenn es unangenehm wird, dann kann sich der mächtigste Sportfunktionär der Welt schlicht und einfach unsichtbar machen. Über Dinge wie Menschenrechtsverletzungen in Austragungsorten redet der IOC-Boss nicht so gerne. Ist auch 'ne blöde Sache, wenn man Autokraten hofiert, ihnen die Macht der schönen Bilder schenkt und dann die Zustände im Land glaubhaft kritisieren soll. Als gegen Ende dieser Geisterspiele, pardon, dieser Olympischen Spiele die Frage eines Journalisten nach Peking und der dramatischen Lage der unterdrückten Uiguren im Land aufkam, da machte sich Bach unsichtbar. Sein Sprecher Mark Adams sagte, dass in der entsprechenden Runde nur Fragen zu Tokio gestattet sein. Über Peking würde man gerne ein anderes Mal sprechen. Nächstes Jahr finden in der chinesischen Hauptstadt die Winterspiele statt. Ja richtig, Winterspiele. Wenn die Sache mit dem Klimawandel nicht so dramatisch wäre, man könnte es fast witzig finden. Aber das IOC sagt ja, beim Schutz des Klimas sei man weit vorne. Man kann das sicher auch anders sehen. Winterspiele in Russlands Badeparadies Sotschi, abgeholzte Uraltbäume in Pyeongchang. Nunja. Andere Sache: Souverän agierte das IOC auch im bizarren Fall der Sprinterin Kristina Timanowskaja aus Belarus nicht. Die Leichtathletin sollte von ihrem Verband gegen ihren ausdrücklichen Willen zur Rückkehr in die Heimat gezwungen werden. Die Geschichte ging als verhinderte Entführung durch. Mit einer knallharten Sanktion gegen das Land tat sich der Weltverband schwer. Wann immer es politisch wird, wirkt das IOC überfordert. Auch bei Protestaktionen wie den gekreuzten Armen von Kugelstoßerin Raven Saunders tun sich die Funktionäre schwer mit sensiblen Entscheidungen. Lieber erstmal Strafen prüfen, als das Statement einer starken Frau stehen zu lassen.More Related News