Olympia 2022 in Peking: „Bach hat ein Boykott-Trauma, deshalb fehlt ihm teils der Mut“
Frankfurter Rundschau
Die Frankfurter Korruptionsexpertin Sylvia Schenk über Thomas Bach und den schwierigen Umgang mit China
Frau Schenk, erleben wir die freudlosesten Olympischen Spiele, die unsere Generationen je erlebt haben?
Aus meiner Sicht waren die bisher freudlosesten Spiele jene 1972 in München mit elf ermordeten Olympiateilnehmern und einem ermordeten Polizisten. Damals erlebten wir die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen bei Olympischen Spielen. Was Peking 2022 angeht: Die Sportler:innen freuen sich über ihre Teilnahme und Medaillen, und die chinesischen Freiwilligen freuen sich sicher auch, dabei zu sein.
Richard David Precht und Markus Lanz monieren in ihrem Podcast die Mär von besonders nachhaltigen Spielen – angesichts von allein 180 Schneekanonen und einer Bobbahn, die 2,5 Milliarden Dollar kostet. Gehen Sie da mit?
Nachhaltigkeit beinhaltet nicht nur ökologische Gesichtspunkte, insoweit ist schon der Ansatz falsch. Man muss alle Aspekte in den Blick nehmen. Ich habe den Nachhaltigkeitsreport Peking 2022 gelesen. Es stimmt: Der Wasserbedarf für die Beschneiung ist ein Problem. Was Energie und CO2 betrifft, sieht es aber gut aus. In Pyeongchang 2018 wurden 90 Prozent des Schnees künstlich hergestellt, 2014 in Sotschi 80 Prozent. Und in den Alpen finden Sie an fast jeder Piste Dutzende Schneekanonen – Tendenz steigend. Der Skisport muss sich insgesamt diesem Thema stellen, sonst stirbt er aus.
Die monumentale Bobbahn ist also okay?