Olympia 2022: Deborah Levi kam von der Tartanbahn in die Eisrinne
Frankfurter Rundschau
Die Hessin Deborah Levi besitzt als Anschieberin von Laura Nolte gute Chancen auf eine Medaille im Zweierbob bei Olympia 2022.
Peking – Als kleines Kind flitzte Deborah Levi über die Tartanbahnen Hessens und träumte davon, irgendwann mal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Statt Sommerspielen sind es für die 24-Jährige nun aber Winterspiele geworden. „Ich habe zwar als Kind Cool Runnings geguckt, und das war auch mein Lieblings-Kinderfilm“. erzählt Levi, die aus Siegbach-Oberndorf bei Dillenburg kommt.
Dass sie aber selbst mal im Bob sitzen würde, wie das jamaikanische Bobteam in der Komödie, hätte sie sich vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen können. Mit ihrer Partnerin Laura Nolte (Dortmund) hat die Hessin am Freitag und Samstag (jeweils ab 13.00 Uhr) bei Olympia 2022 in Peking sogar gute Chancen, eine Medaille zu gewinnen.
Nach ihrem Abitur ist Deborah Florence Esohe Levi mit 18 Jahren nach Wiesbaden gezogen, und hat ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an einer Grundschule in der Nähe der Landeshauptstadt absolviert, ehe sie an der Goethe-Universität ihr Studium für das Grundschullehramt begann. Gleichzeitig hat sie sich der Sprinttrainingsgruppe in Frankfurt von David Corell angeschlossen, dem Stützpunkttrainer des Hessischen Leichtathlelikverbandes. „Ich kam anfangs nicht so richtig voran“, erzählt die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers. Bei der U23-Meisterschaft vor vier Jahren wurde die Athletin des Sprintteams Wetzlar dann vom ehemaligen Bobfahrer Thomas Prange angesprochen.
Er erzählte ihr von einer Pilotin, die eine Anschieberin suchte: ihre heutige Partnerin Laura Nolte. „Ich bin dann nach Winterberg zum Anschubtraining und dann ging alles ganz schnell“, erzählt Levi, die seit eineinhalb Jahren in Frankfurt wohnt. Die beiden Frauen freundeten sich schnell an und saßen drei Monate später im Bob und fuhren ihr erstes Rennen im Europacup. „Beschleunigungsmäßig ist es sehr ähnlich zur Leichtathletik“, sagt Levi, die seit 2020 auch Mitglied des SC Potsdam ist. Beim Wechsel von der Tartanbahn in die Eisrinne sei ansonsten nur das Material hinzugekommen und dass sie den 170 Kilogramm schweren Bob schieben muss. Bei der Fahrt muss sich Levi auf ihre Partnerin verlassen. „Ich versuche, mich so weit wie möglich reinzuziehen und aerodynamisch zu sitzen“, erklärt Levi. Die Kurven gehe sie so gut es gehe mit.
Aufgrund ihrer Leistungen in den Anschubtests, die sie regelmäßig machen muss, durfte sie in ihrem ersten Winter sogar einmal im Weltcup fahren. „Das war das einzige Mal, dass ich Laura fremdgegangen bin“, sagt Levi lachend. Ansonsten ist das Duo Nolte/Levi nicht zu trennen. Dass Levi dabei meistens im Hintergrund ist und manchmal in den Medien gar nicht genannt wird, stört sie nicht. „Laura versucht mich dann mit einzubeziehen“, erzählt sie.