Nordkorea gesteht prekäre Versorgungslage ein
DW
Für Staatschef Kim Jong Un ist das alles andere als normal. Doch die schon lange anhaltende Nahrungsmittelkrise in dem abgeschotteten kommunistischen Land sowie Corona zwingen ihn geradezu zu größerer Offenheit.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat zum Ende seines zehnten Jahres an der Macht die herrschenden Kommunisten und die Bevölkerung auf einen "Kampf um Leben und Tod" im neuen Jahr vorbereitet. In seiner Rede zum Abschluss der fünftägigen Sitzung des Zentralkomitees der Arbeiterpartei in Pjöngjang stellte Kim die wirtschaftspolitischen Ziele und die Überwindung der Versorgungsprobleme in den Mittelpunkt. Zudem müsse der weiteren Abwehr der Corona-Pandemie höchste Priorität in der Staatsarbeit eingeräumt werden, zitieren ihn die Medien des Landes.
Die Hauptaufgabe werde es sein, den im vergangenen Jahr beschlossen Fünf-Jahres-Plan umzusetzen, "um eine bedeutungsvolle Veränderung in der Entwicklung des Staates und bei den Lebensbedingungen der Menschen herbeizuführen". Kim räumte den Berichten zufolge besonders der ländlichen Entwicklung viel Redezeit ein. Die grundlegende Aufgabe sei es, die Agrarproduktion zu erhöhen und "das Nahrungsmittelproblem des Landes komplett zu lösen", sagte Kim, dem nach dem Tod seines Vater Kim Jong Il Ende 2011 die Macht übertragen worden war.
Aufgrund von Naturkatastrophen und der eigenen Misswirtschaft ist Nordkorea seit vielen Jahren auf Nahrungsmittelhilfe von außen angewiesen. Zusätzlich setzte in den vergangenen zwei Jahren die Corona-Pandemie dem Land schwer zu. Es hatte seine Grenzen schon früh geschlossen, was sich stark auf den Handel mit China auswirkte.
Nach Angaben der südkoreanischen Zentralbank verzeichnete der Norden 2020 aufgrund der Pandemie und der daraus resultierenden Grenzschließung den stärksten Wirtschaftsrückgang seit über zwei Jahrzehnten. International wuchs die Sorge über eine ernste Nahrungsmittelkrise in dem abgeschotteten Land.
Zugleich schwor Kim die Teilnehmer der Sitzung des Zentralkomitees auf "militante Aufgaben" ein. Ziel sei es, die Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Das militärische Umfeld der koreanischen Halbinsel und die internationale Lage würden Tag für Tag instabiler. Auf die Atomwaffen seines Landes sowie auf die USA, die Kim bei einem Parteikongress im vergangenen Jahr als "Hauptfeind" bezeichnet hatte, ging er hingegen nicht ein. Auch zu Südkorea fand er keine Worte.