Neukaledonien hat über Unabhängigkeit abgestimmt
DW
Zum vorerst letzten Mal haben die Bewohner Neukaledoniens über ihre Loslösung von Frankreich entschieden. Bei den zwei vorangegangenen Referenden lehnte die Mehrheit eine Abspaltung ab.
Unabhängigkeitsbefürworter auf dem Archipel im Südpazifik hatten zum Boykott der Abstimmung aufgerufen. Sie forderten eine Verschiebung des Referendums in Neukaledonien, da angesichts der Corona-Pandemie ein "fairer Wahlkampf" nicht möglich gewesen sei. Separatisten befürchteten auch eine gewisse Befangenheit der Wähler angesichts der zeitlichen Nähe zur Präsidentschaftswahl in Frankreich im kommenden April. Der angerufene Staatsrat des Überseegebiets wies die Bedenken jedoch zurück. Die Regierung in Paris hatte das Datum im Sommer nach Beratungen mit Vertretern des Archipels festgesetzt. Stimmberechtigt waren etwa 185.000 Menschen.
Die Wahlbeteiligung war nach offiziellen Angaben dieses Mal niedriger als bei den vorangegangenen Referenden 2018 und 2020. Erste Ergebnisse der Abstimmung sollen in wenigen Stunden vorliegen.
Die Inselgruppe mit insgesamt etwa 272.000 Einwohnern gehört seit 1853 zu Frankreich und besitzt nach wie vor geostrategische Bedeutung für Paris, nicht nur wegen ihrer großen Nickel-Vorkommen. Aus französischer Sicht geht auch darum, eine drohende Vormachtstellung Chinas abzuwenden. Die kommunistische Führung in Peking unterstützt die Unabhängigkeitsbewegung. Frankreich hat auch Militärstützpunkte auf der nordöstlich von Australien gelegenen Inselgruppe.
In den 1980er Jahren hatten Konflikte zwischen Nachfahren der Ureinwohner und europäisch-stämmigen Bewohnern gewalttätige Zusammenstöße in Neukaledonien ausgelöst. Mehr als 70 Menschen wurden dabei getötet.
Als Reaktion darauf wurde 1998 das Nouméa-Abkommen zwischen der französischen Regierung und Vertretern verschiedener politischer Parteien in Neukaledonien geschlossen. Es sieht eine Dezentralisierung der Macht vor, mit Ausnahme der Bereiche Verteidigung, Sicherheit, Justiz und Finanzpolitik. Außerdem wurden bis zu drei Unabhängigkeitsreferenden bis 2022 festgelegt.