Neue EKD-Vorsitzende: Vorschuss an Vertrauen
Frankfurter Rundschau
In der evangelischen Kirche ist vieles liegen geblieben. Um hier aufzuräumen, ist die neue Konstellation an der Spitze ein Glücksfall.
Das hat es in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) noch nie gegeben: Drei Frauen werden fortan ihren Kurs bestimmen – die Ratsvorsitzende Annette Kurschus, ihre Stellvertreterin Kirsten Fehrs und Anne-Nicole Heinrich als Präses der EKD-Synode.
Sie haben eine Menge Arbeit vor sich. Heinrich Bedford-Strohm hatte seinen Ausstieg als Ratsvorsitzender damit begründet, dass er den Weg für einen Neuanfang frei machen wolle. Einen Neustart zu verlangen, ist übertrieben; dennoch ist vieles liegen geblieben. Trotz des gesellschaftlichen Drucks und vieler guter Beschlüsse ist beispielsweise die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale verschleppt worden. Das hat zu einer existenziellen Vertrauenskrise geführt.
Um hier aufzuräumen, ist die Konstellation der EKD-Führung vielleicht ein Glücksfall. Zwei begnadete und erfahrene Seelsorgerinnen sowie eine aus der Jugendarbeit stammende, basisorientierte Kirchenparlamentarierin können ihre Stärken nutzen, um Strategien zu entwickeln. Wunder sind nicht zu erwarten. Dennoch ist der Vertrauensvorschuss groß. Sie müssen liefern.