
Nahverkehr in Europa: Null-Euro-Tickets auf dem Vormarsch
DW
Die Mobilität in Europa ist im Wandel: Der Kampf gegen die Klimaerwärmung und die teuren Spritpreise ändern das Verbraucherverhalten. Immer mehr Länder wollen den Umstieg mit kostenlosem Nahverkehr fördern.
Öffentliche Verkehrsmittel statt Individualverkehr: Fachleute und Politiker sprechen sich schon seit vielen Jahren für eine Mobilitätswende aus. Stand dabei bislang vor allem der Kampf gegen den Klimawandel im Vordergrund, wird die Verkehrswende derzeit auch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine diskutiert. Um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, sollen die Bürger Energie sparen.
Als Reaktion auf die gestiegenen Energiepreise hat der Deutsche Bundestag unter anderem ein "9-Euro-Monatsticket" beschlossen, das von Juni bis September gekauft werden kann. Es soll Bürgerinnen und Bürger finanziell entlasten und motivieren, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, statt mit dem Auto zu fahren.
Die Zahl der im Schnitt rund acht Millionen Fahrgäste am Tag, die die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr registriert hat, dürfte schon alleine wegen der Entwicklung der Corona-Pandemie in diesem Jahr wieder steigen. Wird das "9-Euro-Ticket" das Wachstum noch zusätzlich anheizen? Andere EU-Staaten haben bereits Erfahrungen mit entsprechenden Instrumenten gemacht:
"Luxemburg ist das erste Land der Welt, das Mobilität kostenlos gemacht hat", wirbt die luxemburgische Regierung auf ihrer Webseite. Das kleine Herzogtum hat am 1. März 2020 bezahlte Tickets im öffentlichen Nahverkehr abgeschafft. Im Gegensatz zu anderen Modellen dürfen in Luxemburg auch internationale Pendler und Touristen die Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Mit einem Anteil von gut 45 Prozent an den Arbeitskräften hat Luxemburg einen Rekordwert an Pendlern aus dem Ausland.
Die Einführung des kostenlosen öffentlichen Transports sei eine wichtige gesellschaftliche Maßnahme, analysiert der luxemburgische Verkehrsminister François Bausch. Die Regierung wolle das Land zu einem "Mobilitätslabor" machen, dessen Bevölkerungszahl innerhalb von 20 Jahren um 40 Prozent gestiegen ist.
