
"Nah am Mord" - Rentner erstickt Ehefrau mit Kissen
n-tv
Nach mehr als 60 Jahren Ehe greift ein Rentner zum Kissen und tötet damit seine Frau. Er habe die chronisch Kranke erlösen wollen, sagt er. Der Prozess zeigt, wohin Ohnmachtsgefühle führen können.
Mühlhausen (dpa/th) - Aus Überforderung, Ohnmachtsgefühlen und in einem psychischen Ausnahmezustand soll ein Rentner seine chronisch kranke und bettlägerige Ehefrau getötet haben. Deshalb wurde er am Landgericht Mühlhausen wegen Totschlag zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Später plädierte die Staatsanwaltschaft ebenfalls auf Totschlag in einem minderschweren Fall und forderte eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Die Verteidigung beantragte eine Bewährungsstrafe.
Der Mann hatte laut Urteil in einer Januarnacht im Jahr 2022 seine zunächst schlafende 82 Jahre alte pflegebedürftige Ehefrau mit einem Kissen im gemeinsamen Schlafzimmer erstickt und danach selbst die Polizei gerufen. Das hatte der 85-Jährige auch im Prozess selbst eingeräumt. Er hatte zum Prozessauftakt erklärt, er habe seine an Schmerzen leidende Frau erlösen wollen.
Diesen Gedanken wies das Gericht zurück. Die Vorsitzende Richterin Gerhild Jumpertz sagte, dass es sich nicht um einen Fall von Sterbehilfe gehandelt habe. Zu keinem Zeitpunkt habe die Ehefrau konkret den Wunsch geäußert, durch einen eigenständigen Akt oder durch das Tun anderer aus dem Leben zu treten. Jumpertz betonte: "Das Leben eines Menschen darf nicht bewertet werden." Niemand könne ermessen, was ein Leben wert ist. "Das Tötungsverbot ist absolut."
