Nadia - vom Flüchtlingskind zum Fußballprofi
DW
Der Dokumentarfilm "Nadia" erzählt die unglaubliche Geschichte von Nadia Nadim, die als Kind vor den Taliban fliehen musste und zu einem Fußballstar wurde.
Nadia Nadim ist 8 Jahre alt, als ihr Vater von den Taliban ermordet wird - hingerichtet mit einem Schuss in den Hinterkopf. So zumindest wurde es ihrer Mutter Hamida zugetragen, erzählt Nadia Nadim zu Beginn des Dokumentarfilms "Nadia", für den sie sich anderthalb Jahre lang von der Kamera begleiten ließ. Ruhig und gefasst blickt sie in dieser ersten Szene in die eigene Geschichte zurück, stellt mehr fest, als dass sie erzählt. Die Kamera ist nah bei ihr, zeigt sie in einem sterilen Raum, den die letzten Strahlen des Tageslichts in ein seltsam bläuliches Licht tauchen.
Dann ein harter Cut: Treibende Geigenmusik untermalt Szenen von Nadia Nadim bei Spielen für den französischen Fußballclub Paris Saint-Germain (PSG), immer wieder unterbrochen mit zum Teil verstörendem Archivmaterial aus Afghanistan von weinenden Kindern, verprügelten Frauen und zerstörten Städten. Innerhalb von nur fünf Minuten sind die großen Linien dieses eindringlichen Dokumentarfilms gezeichnet: Es geht es um Krieg, Flucht, und Fußball.
"Ich habe einfach versucht, so ehrlich wie möglich gegenüber Nadia zu sein", sagt Regisseurin Anissa Bonnefont im Gespräch mit der DW, "und Nadia vereint all diese komplexen Themen in ihrer Person." Als Anissa Bonnefont ihre junge Protagonistin 2019 zum ersten Mal trifft, verstehen sich die Frauen auf Anhieb. Diese Nähe ist durch den ganzen Dokumentarfilm hindurch zu spüren. Nadia Nadim lässt Anissa Bonnefont und damit die Zuschauenden sehr nah an sich und ihre Geschichte heran. Dabei bleibt Nadia stets würdevoll, der Blick der Kamera ist nie voyeuristisch.
Ihre Familie und allen voran Nadias mutige Mutter Hamida lernen wir während der knapp 85-minütigen Doku kennen: Nach dem Tod des Vaters war Hamida mit ihren fünf Töchtern auf sich allein gestellt. Als alleinstehende Frau hatte sie während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 im Grunde keine Chance. Afghanistan erlebte in dieser Zeit eine Schreckensherrschaft. Frauen mussten die alles verhüllende Burka tragen, durften weder ohne ihre Männer das Haus verlassen, noch einer Arbeit nachgehen oder ein Erbe antreten. Wie durch ein Wunder gelingt der Familie 2000 die Flucht. Zunächst nach Pakistan und von dort aus nach Europa.
Über Umwege gelangten die sechs Frauen und Mädchen schließlich nach Dänemark. Dort entdeckt Nadia den Fußball für sich. Ein Glücksfall - Nadia liebt den Sport, ihr Talent bleibt nicht lange unentdeckt. Als junge Frau spielt sie unter anderem für die dänische Nationalmannschaft und Manchester City. Während der Dreharbeiten kickt sie bei Paris Saint-Germain und wird mit ihrer Mannschaft 2021 sogar französische Meisterin. Neben ihrer Fußballkarriere schließt sie sogar noch ein Medizinstudium ab.