Musikalischer Allrounder: Quincy Jones wird 90
DW
Er machte Stars wie Frank Sinatra oder Michael Jackson groß - und wurde dabei selbst zur Legende. Mit 90 kann Quincy Jones auf ein beachtliches Lebenswerk zurückschauen.
Ob Jazz, Pop oder Filmmusik: Was Multitalent Quincy Jones anpackte, wurde ein Erfolg. 28 Grammys hat er im Laufe seiner Karriere gewonnen, ganze 80 Mal war er nominiert. Er war es, der die Fäden hinter den Kulissen von Michael Jacksons "Thriller", dem Charity-Hit "We Are the World" oder der Kultserie "Der Prinz von Bel-Air" zog. Über sechs Jahrzehnte lang hat er das Musikbusiness geprägt, Alben von Ray Charles, Count Basie, Frank Sinatra, Donna Summer und Dizzy Gillespie oder Charles Aznavour und U2 produziert - um nur ein paar Namen zu nennen. Er war der erste Afroamerikaner, der bei einem Major-Plattenlabel als Vizepräsident in der Chefetage residierte. Er schüttelte den Musikgrößen dieser Welt ebenso die Hand wie dem Papst oder Nelson Mandela. Kurzum: Quincy Jones hat im Leben wohl alles erreicht, was er sich je erträumt hat.
Dabei begann sein Lebensweg alles andere als vielversprechend. Seine Geschichte klingt ein bisschen wie die Erfüllung des amerikanischen Traums: Ein Junge aus einem armen Elternhaus schafft es mit viel Fleiß nach ganz oben - in seinem Fall in den Olymp der Musikschaffenden.
Quincy Delight Jones jr. wird am 14. März 1933 in Chicago geboren. Die USA liegen, gebeutelt von der wirtschaftlichen Depression, am Boden. Es ist die Zeit von Mafia-Boss Al Capone. Der Junge wächst im verrufenen Ghetto der South Side der Stadt auf. Er hat immer ein Messer in der Tasche - für alle Fälle - und will nur eins: Gangster werden. "Man will sein, was man kennt, und das kannten wir", erzählt er2018 im Film über sein Leben. Und auch, dass er bis zu seinem elften Lebensjahr nie einen Weißen zu Gesicht bekommen habe. Eigentlich ist seine kriminelle Karriere vorprogrammiert, doch dann bricht Quincy eines Tages in ein Veteranenheim der US-Armee ein. Dort steht ein Piano in der Ecke und der Junge klimpert zum Spaß auf dem Instrument herum. Es ist der Beginn einer großen Liebe. Er verspürte "die unbändige Lust, so etwas zu machen".
Und so kommt es, dass Quincy Jones Musiker wird. Sein Vater lässt sich von der schizophrenen Mutter scheiden, mit der Familie zieht er nach Seattle. Dort lernt Quincy den zwei Jahre älteren Ray Charles kennen, die beiden werden beste Freunde.
Als 14-Jähriger spielt Quincy mit dem Kumpel schon in diversen Bands mit, nachmittags Tanzmusik in den Tennisclubs der Weißen, nachts Bepop in den Jazzspelunken der Stadt. Mit 19 ist Quincy Trompeter im Orchester von Lionel Hampton, einem der angesagten Entertainer der 1950er-Jahre. Kein Geringerer als Jazz-Ikone Dizzy Gillespie bescheinigt Quincy, ein "bad dude" zu sein, ein mit allen Wassern gewaschener Musiker. Von Anfang an versuchte er, auch zu komponieren und zu arrangieren; er steht mit Duke Ellington und Billie Holiday auf der Bühne und lernt begierig von den Bandkollegen.