Moon Jae-in will reden
Süddeutsche Zeitung
Südkoreas scheidender Präsident schlägt noch einmal Gespräche mit Nordkorea "ohne Vorbedingungen" vor. Aber die jüngsten Raketentests des Regimes in Pjöngjang machen die Mission schwierig.
Moon Jae-in hat nur noch drei Monate im Amt des südkoreanischen Präsidenten. Am 9. März wird sein Nachfolger gewählt, im Mai muss er raus aus dem Blauen Haus in Seoul. Und schon jetzt kann man sich fragen, was man vermissen wird, wenn Moon nicht mehr Staatschef ist.
Antwort? Schwierig. Aber man kann sagen, dass Moon kein populistischer Präsident war. Und besonders wird sein ausgleichender Ton wohl im Nordkorea-Konflikt fehlen. Moons unerschütterliches Vertrauen in Dialog und Frieden war in den fünf Jahren seines Wirkens ein angenehmer Kontrast zur kühlen Rhetorik, die man sonst oft hörte in der Debatte um das andere, isolierte, autoritär regierte Korea.
In einer Art Abschiedsinterview mit acht internationalen Nachrichtenagenturen hat Moon Jae-in, 69, jetzt wieder gezeigt, dass er der unbeirrbare Vertreter eines sanften Weges in der Nordkorea-Frage ist. Er wirkte dabei besorgt. Aber nicht abgeschreckt nach den sieben Waffentests, mit denen Nordkorea ins neue Jahr gestartet ist. Moon sagte, er sei für einen innerkoreanischen Gipfel "ohne Vorbedingungen". Er sieht sogar ein Happy End im Verhältnis Pjöngjang/Washington, bei dem US-Präsident Joe Biden und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un an einem Tisch sitzen. "Dialog ist der einzige Weg, Probleme zu lösen", sagt Moon. Biden und Kim würden sich deshalb "letztlich treffen und das Atomwaffenprogramm des Nordens diskutieren. Es ist nur eine Frage der Zeit".
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Wunschdenken oder Realität? Wahr ist jedenfalls, dass Moon Jae-ins Sonnenscheinpolitik zuletzt nicht im Trend lag. Nordkoreas Waffentestserie im Januar konnte keiner kleinspielen. In Südkorea und Japan fühlten sich Konservative bestätigt, die Präventivschläge gegen Nordkorea sinnvoll finden. Aber Moon bleibt dabei: Feindseligkeit bringt nichts beim Streben nach einem atomwaffenfreien Korea. Diese Haltung ist sein Vermächtnis.
