Modigliani in Wien: Die Entdeckung des Anderen
Frankfurter Rundschau
Die große Ausstellung in der Albertina zeigt, wie stark der Maler von afrikanischer Kunst beeinflusst wurde Von Arno Widmann
In Wien zeigt die Albertina fast 80 Werke des italienischen Malers Amedeo Modigliani (1884 – 1920). Vorgestellt wird er vom Chef der Albertina als „eines der größten Genies der klassischen Moderne“. „Klappern gehört zum Handwerk“ pflegte meine Mutter bei solchen Gelegenheiten zu sagen.
Der Untertitel der Ausstellung setzt einen überraschenden Akzent: „Revolution des Primitivismus“. Der vor allem durch seine einst skandalösen Akte berühmte Maler, wird hier von einer weniger vertrauten Seite gezeigt. Die Akte sind ja eher für ihre stets an den französischen Salonmaler Alexandre Cabanel erinnernde Glätte bekannt. Also gewissermaßen für das Gegenteil des Primitivismus.
Jeder, der ein wenig von Modiglianis Pariser Bohème-Leben gehört hat, weiß natürlich von seinem Alkohol- und Drogenkonsum, vom Elend seines von der Tuberkulose gezeichneten Lebens. „Zu Lebzeiten“, heißt es meist, „habe er so gut wie nichts verkauft“.