Mo Salah vereint die Pharaonen
Süddeutsche Zeitung
Ägyptens Nationalteam hat ein Problem mit seinen Millionen Fans, findet der beste Fußballer des Landes - die Zweifel in der Heimat beantwortet der Liverpool-Profi gegen die Elfenbeinküste auf seine Weise.
Dass der Fußball ein Land einen kann, ist eine althergebrachte Mär und wenn es nach Mo Salah geht, stimmt sie vor allem im Fall seiner Heimat längst nicht mehr. Ägyptens bekanntester und mit Abstand bester Spieler hatte vor wenigen Tagen die fehlende Unterstützung daheim beklagt. Die Fußballbegeisterung ist riesig im nordafrikanischen Staat, aber mindestens genauso groß sind die Tendenzen der Zersetzung im Volk, wenn es um die Nationalelf geht.
So empfindet es der Mann vom FC Liverpool, der auf einer Pressekonferenz beim Afrika Cup zu einer Klagerede ansetzte. "Natürlich stehen wir unter Druck, denn zuhause erwarten 100 Millionen Menschen, dass wir den Titel holen." Die Ägypter sind mit sieben Triumphen immer noch Rekordsieger des Turniers, doch der letzte große Moment liegt schon etwas zurück. 2010 holte man letztmals den Cup, damals spielte Salah, 29, noch gar nicht mit.
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Das Problem der aktuellen Generation sieht er in der Zersplitterung des Publikums: "Heutzutage stehen die Fans nicht mehr hinter unserer Mannschaft", monierte er, "sie konzentrieren sich auf einzelne Spieler oder Vereine und das hilft uns nicht." Man habe ein junges Team, das verunsichert sei von der Vielstimmigkeit in der Heimat. Was dagegen hilft, das weiß Salah nach über 100 Toren in der Premier League, sind Erfolge - und so einen bescherte er den Ägyptern am Mittwochabend höchstpersönlich. Am Ende war es in einem Achtelfinale mit wogender Dramaturgie sein finaler Schuss, der sein Team gegen die Elfenbeinküste weiter brachte.
5:4 nach Elfmeterschießen hieß es abschließend, nachdem über 120 Minuten im Stade de Japoma von Douala nichts Zählbares herausgekommen war. Überhaupt ist dieser Afrika Cup in Kamerun nicht gerade ein Fest der vielen Treffer, in der Vorrunde resultierten aus den ersten neun Spielen überhaupt nur neun Tore. Salah selbst hatte diesmal einige Chancen auf sein zweites Turniertor vergeben, auch Stuttgarts Stürmer Omar Marmoush, 22, wuchtete einen Fernschuss an die Latte.
