
Mit der Lörracher Methode eine neue Unterschicht schaffen
Die Welt
Mieterschutz war gestern, heute haben wir Platz, aber nicht für jeden: Mit Abrissplänen und herzlosen Briefen wird die eigentumslose Klasse wieder zur Verfügungsmasse – wie die Flüchtlinge von 1945.
Er is zwoar a Flichdling, owa a nedda Mensch, pflegte man in meiner bayerischen Heimatstadt über jene Bürger zu sagen, die in den Jahren nach 1945 meist zwangsweise zugewandert waren, und allein diese Aussage erklärt schon, wie weit verbreitet damals Hass und Vorurteile waren. Gerne lügensagte man Vertriebenen aus dem heutigen Tschechien nach, sie wären eine Hauptursache für den Krieg gewesen, für den die Bayern natürlich überhaupt nichts konnten. Für Schlesier gab es ein sehr übles Schimpfwort, das ich hier nicht wiederholen möchte, und bei Ungarn und Rumänen hielten es viele für angebracht, generell Zweifel an der deutschen Herkunft zu erheben. Es war überhaupt nicht so, dass man hier die Flüchtlinge schätzte, und dass sie hier in der Fremde waren, lag vor allem daran, dass sie in anderen Ländern wie etwa Österreich noch schlechter behandelt wurden. Die Zeiten waren auch in der amerikanischen Besatzungszone schwierig, niemand teilte gern, und es wurde als ungerecht empfunden, dass die Flüchtlinge scheinbar bevorzugt wurden.
