
Milosevic ist tot - aber seine Ideen leben weiter
DW
Vor zwei Jahrzehnten begann der Prozess gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Er starb 2006 in seiner Zelle in Den Haag ohne Urteil. Nicht aber seine Ideen, die Jugoslawien in Krieg und Elend stürzten.
Erst vor wenigen Tagen ist Momcilo Babic zum serbischen Botschafter in Russland ernannt worden. Der Mann gehörte in den 1990er Jahren zum engen Freundeskreis der Familie von Slobodan Milosevic. Gegen diesen hatte vor 20 Jahren der Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag begonnen. Die Anklage beschuldigte den langjährigen serbischen Präsidenten, der sich zum nahezu unbeschränkten Herrscher aufgeschwungen hatte, für Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich zu sein.
Der Angeklagte, dessen Politik maßgeblich zu den Kriegen beim Zerfall des Vielvölkerstaats Jugoslawien beigetragen hatte, bestritt die Legitimität des internationalen Gerichts. Es sei schlicht "illegal". Noch vor einem Urteil starb Milosevic vier Jahre später in seiner Zelle an einem Herzinfarkt.
Revolution ohne Umsturz
Nach seiner Entmachtung im Jahr 2000 durch die sogenannte Oktoberrevolution schöpfte Serbien nach Jahren der Autokratie und der Kriege in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und im Kosovo neue Hoffnung. Der erste demokratisch gewählte Ministerpräsident Zoran Djindjic, der in Deutschland studiert hatte und im Westen bestens vernetzt war, galt als Garant für Reformen und die Entmachtung der alten Eliten von Milosevics Gnaden.
Doch kam sein Programm schon 2003 zu einem jähen Ende, weil ihn die Spitzen der paramilitärischen Milosevic-Spezialpolizei "Rote Barette" ermordeten. Die später zu 40 Jahren Haft verurteilten Mörder sorgen neuerdings wieder für Schlagzeilen. Es läuft eine Petition, die sich für die vorzeitige Freilassung der Verurteilten einsetzt.
