
Michael Stich brachte Boris Becker zum Weinen
n-tv
Michael Stich und Boris Becker, das passt während der 1990er-Jahre nur einmal zusammen: Bei den Olympischen Spielen 1992 holen beide Tennisstars gemeinsam Gold. Ansonsten ist man sich in gegenseitiger Abneigung zugetan. In Boris Beckers schwersten Stunden findet Stich aber große Worte.
Michael Stich und Boris Becker, das war in den 1990er-Jahren eine große deutsche Tennisrivalität. Stich schlug Becker 1991 im Finale von Wimbledon, im Wohnzimmer des Leimeners. Für Stich war es der größte Erfolg seiner Karriere, für Becker, der das Turnier dreimal gewann, war es eine seiner bittersten sportlichen Niederlagen. Seine schwersten Stunden erlebte Becker aber wohl mehr als 30 Jahre später: 2022 saß die Tennislegende wegen Insolvenzvergehen 231 Tage in England im Gefängnis. Und Michael Stich meldete sich.
Becker berichtete in einem Interview mit der "Financial Times" von einer großen Geste des einstigen Rivalen: Stich habe ihm einen dreiseitigen Brief ins Gefängnis geschrieben. "Herzlich, emotional, gutherzig. Ich habe ihn gelesen und geweint. Dieser Typ, den ich immer gehasst habe, hat mir den besten Brief im Gefängnis geschrieben!" Die Briefe brachten ihn zum Nachdenken: "Ja, ich habe ein paar Fehler gemacht, aber ich muss auch ein paar gute Dinge getan haben!"
1992 wurden beide für die Olympischen Spiele zum deutschen Doppel zusammengeschweißt, außerhalb des Platzes herrschte weiterhin Abneigung. In jenen Tagen habe er in vielen Einzelgesprächen viel lügen müssen, um beide bei Laune zu halten, verriet der ehemalige Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic einmal im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". Gold gewannen Becker und Stich trotzdem gemeinsam. Freunde wurden sie nie. Schon wenige Stunden nach dem Triumph ging man wieder getrennter Wege: Als Becker abends mit dem deutschen Team feierte, saß Stich schon im Flieger nach Hause. Er hatte "keine Lust" auf heitere Stunden geselligen Miteinanders. Der "Spieler Stich" blieb sich treu. Becker auch: "Wir mögen uns eben nicht."
