
Michael Morgner vermisst Wiedervereinigung in der Kunst
n-tv
Chemnitz (dpa/sn) - Der Chemnitzer Künstler Michael Morgner vermisst eine Wiedervereinigung in der Kunst. "In meinem Jahrgang gab es überhaupt keine", sagte er vor Eröffnung der Ausstellung "Lebenslinien" in den Kunstsammlungen seiner Heimatstadt zu dessen 80. Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur. Viele Künstler, die die offizielle DDR-Kunst ablehnten und für künstlerische Freiheit eintraten, erführen zu Unrecht noch immer nicht die ihnen gebührende Wertschätzung.
Die Schau zeigt ab Sonntag alle Facetten seines Schaffens. Es sei eine Art Retrospektive geworden, sagte Morgner. Unter den 103 ausgestellten Gemälden, Skulpturen, Handzeichnungen und Druckgrafiken aus verschiedenen Schaffensphasen sind seine liebsten Arbeiten, die er dem Museum schenkte, und solche, die 2020 angekauft wurden. Auch der mehrteilige "Lebensfries" von 1984, eine Leihgabe des Freistaates, wird erstmals in musealem Kontext gezeigt. Besonders "aufgewühlt" ist der Künstler über das erste Werkverzeichnis, das mit der Schau vorliegt.
Morgner zählt zu den bedeutenden deutschen Künstlern der Gegenwart und war ein Protagonist der non-konformen Kunstszene der DDR. Er setze sich in seinem Werk mit den existenziellen Fragen menschlichen Lebens auseinander, sagte Kuratorin Marie Winter. Themen wie Angst, Schmerz, Leid und Verlust, deren Verarbeitung und Überwindung seien angesichts politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Krisen aktueller denn je und, "neben der herausragenden künstlerischen Qualität seiner Arbeiten, der Grund, ihm am Ort seines Schaffens" diese Schau zu widmen.
Ihnen sind raumgreifende Installationen, Videoarbeiten und Fotografien von vier jungen Künstlerinnen aus Dresden und Leipzig gegenübergestellt, die Grundfragen menschlicher Existenz in der Perspektive einer anderen Generation erörtern.
