Meuthen legt AfD-Vorsitz nieder und verlässt die Partei
Süddeutsche Zeitung
Der langjährige Parteichef räumt seine Niederlage im Machtkampf mit dem formal aufgelösten rechtsextremen "Flügel" ein. In Teilen der AfD sehe er "ganz klar totalitäre Anklänge".
Der langjährige AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen kehrt der Partei den Rücken. Er werde sein Amt niederlegen und die AfD verlassen, bestätigte der 60-Jährige auf Anfrage. Nach ARD-Informationen sprach Meuthen von einer Niederlage im Machtkampf mit dem rechtsextremen "Flügel" in der AfD um die Ausrichtung der Partei. Der Flügel ist formal eigentlich aufgelöst. Meuthen sagte demnach: "Das Herz der Partei schlägt heute sehr weit rechts und es schlägt eigentlich permanent hoch."
Meuthen, der seit Sommer 2015 im Amt war, hatte bereits vor Monaten angekündigt, nicht wieder für den Parteivorsitz zu kandidieren. Zu seinem Austritt sagte er nun der ARD zufolge: Als Parteichef sei er mit seinem Einsatz für einen anderen Weg gescheitert. Teile der AfD stünden "nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung" und er sehe "ganz klar totalitäre Anklänge". In der Coronapolitik habe die AfD etwas Sektenartiges entwickelt. Er sehe für sie eine Zukunft allenfalls noch als ostdeutsche Regionalpartei.
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Die Konflikte innerhalb der AfD hatten sich in den Monaten zuvor deutlich verschärft. Meuthen war bemüht gewesen, sich vom rechten Flügel der Partei abzugrenzen und die AfD perspektivisch regierungsfähig machen. Als entsprechend schlecht galt Meuthens Verhältnis zu den Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla, der mit Meuthen zusammen an der Parteispitze stand. Weidel und Chrupalla werden von den Rechten in der AfD unterstützt. Nachdem die AfD bei der Bundestagswahl ein schwächeres Ergebnis als vor vier Jahren erreicht hatte, traten die Differenzen in der Parteiführung offen zutage.
Auch vor wenigen Tagen gab es einen offenen Konflikt in der Parteiführung, als Chrupalla CDU-Mitglied Max Otte, Vorsitzender der Werteunion, zum AfD-Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl machen wollte. Das Meuthen-Lager lief Sturm gegen die Personalie. Otte wurde als "toxische Personalie" beschrieben, die die Partei noch weiter spalten könnte. Meuthen, der mit Otte auch persönlich über Kreuz liegt, warnte intern offenbar vor einem "Rohrkrepierer zum Schaden der Partei".
