
Mesut Özil auf Irrwegen im türkischen Fußball?
DW
Ex-Nationalspieler Mesut Özil wechselt von Fenerbahce Istanbul zum Erdogan-Klub Basaksehir. Die Fans seines alten Vereins feiern den Abgang des gefallenen Weltstars. Der Transfer hat auch eine politische Dimension.
Anfang 2021 wurde der deutsche Mittelfeldspieler und Weltmeister Mesut Özil von den Fenerbahce-Anhängern noch wie ein Held empfangen. Jetzt feiern dieselben Fans seinen Abgang. Es sind nicht nur Özils enttäuschende Leistungen in den letzten 18 Monaten, mit dem er den Zorn der Fans auf sich gezogen hat. Sondern es ist auch sein neues Ziel: Fenerbahces Stadtrivale Basaksehir, ein Verein mit engen Beziehungen zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
"Meine Erwartungen waren hoch, aber er hat sie überhaupt nicht erfüllt", sagt Sezgin, seinerzeit einer von einer Million Fenerbahce-Fans, die Özils Flug von London nach Istanbul live verfolgt hatten. Bei seinem Antritt betonte Özil, dass er sich sehr über seinen Wechsel zu Fenerbahce freue, zu einem Verein, den er aufgrund seiner türkischen Herkunft schon sein ganzes Leben lang unterstützt habe. Allerdings kam der 33-Jährige in anderthalb Spielzeiten im Şükrü-Saracoğlu-Stadion nur auf 37 Einsätze und hat seit März dieses Jahres nach einem Streit mit dem damaligen Interimstrainer Ismail Kartal gar nicht mehr gespielt. "Ich bin froh, dass er weg ist", sagt Sezgin.
Ein anderer Fan, Mehmet, stimmt ihm zu: "Er hat nicht nur auf dem Spielfeld versagt, sondern Fenerbahce auch abseits des Platzes geschadet. Er hat alles getan, was er konnte, um seine Marke auszuschlachten und seine PR gegenüber den Fans zu stärken. Aber das funktioniert nicht, wenn man auf dem Spielfeld nichts zeigt."
Fußballfans berufen sich gerne auf abstrakte Faktoren wie "Leidenschaft" und "Motivation", wenn sie mit einem Spieler unzufrieden sind. Aber im Fall von Özil sind sich die Experten einig: "Obwohl er sagte, dass es sein Kindheitstraum war, für Fenerbahce zu spielen, hat er diese Leidenschaft nie auf dem Platz gezeigt", sagt Sportjournalist Kenan Basaran gegenüber der DW. "Er hatte schon genug Erfolg, bevor er in die Türkei kam.“
Ein anderer türkischer Sportkommentator, Kaan Kural, zweifelt ebenfalls an Özils Motivation, in die Türkei zu wechseln. "Özil hat hier nie sein Bestes gegeben. Für mich hatte er auch nie die Absicht, das zu tun", sagte er. "Wenn ich mir seine früheren Äußerungen und seinen Werdegang anschaue, habe ich das Gefühl, dass er die Türkei als einen Ort sieht, an dem er sich zur Ruhe setzen kann, anstatt hier ein neues Kapitel aufzuschlagen. Und leider hatte ich damit recht.“
