Meinung: FIFA-Austritt als einzige Konsequenz
DW
Von Fußballspielern werden Gesten und Symbole erwartet. Dabei ist es der Job der Verbände, dafür zu sorgen, dass der Weltverband werteorientiert handelt. Das geht jedoch nur durch eine Revolution, meint Sarah Wiertz.
Der Morgen nach dem verkorksten WM-Auftakt der DFB-Elf fühlt sich an wie ein leichter Kater. Was aber für Übelkeit sorgt, sind andere Bilder: FIFA-Präsident Gianni Infantino verfolgt entspannt das Spiel der Deutschen auf der Tribüne, neben ihm sitzt die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD), die die "verbotene" Spielführerbinde trägt. Ein Bild, das die Bigotterie der "One-Love"-Armbinden-Diskussion zeigt.
Faeser glaubt damit ein Zeichen zu setzen, weil es den Spielern auf dem Platz zuvor unter Androhung sportlicher Sanktionen verboten worden war, die Armbinde zu tragen. Doch eigentlich ist es eine Botschaft der Hilflosigkeit. Deutschland und der DFB, der größte nationale Sport-Fachverband der Welt, haben der FIFA, die die WM in Katar gewollt und durchgepeitscht hat, nichts entgegenzusetzen.
Es war von vornherein klar, dass die FIFA sich nicht so leicht austricksen lassen und von ihrem "No-Politics"-Kurs auf dem Rasen nicht abrücken würde. Trotzdem hatten acht Nationalverbände - neben dem DFB die Verbände aus Frankreich, England, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Wales und Dänemark - auf Druck der Öffentlichkeit zu Hause entschieden, die Spieler bei der WM ein Zeichen setzen zu lassen. Eine Geste, die in den Sozialen Medien Aufmerksamkeit und Likes bringt, jedoch mittel- und langfristig nichts bewirkt.
Auch eine mögliche Klage einiger Verbände gegen das One-Love-Armbinden-Verbot seitens der FIFA wird für keinen wirklichen Wandel innerhalb der Weltverbandes sorgen. Und tatsächlich geht es ja um deutlich mehr als den Streit um ein Stück Stoff.
Es geht um Korruption, mangelnde Transparenz und Nachhaltigkeit sowie fehlende Ethikstandards.