
Meidinger glaubt nicht an Söders Lehrkräfte-Versprechen
n-tv
München (dpa/lby) - Der scheidende Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, glaubt nicht an die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), in den kommenden fünf Jahren 6000 neue Lehrstellen zu schaffen. "Das wird meiner Meinung nach nicht funktionieren", sagte Meidinger den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Samstag). "Ich glaube auch nicht, dass das Abwerben von Lehrkräften aus anderen Bundesländern gelingen wird." Den Lehrkräftemangel gebe es in allen Bundesländern. "Die 6000 Lehrer wird sich Söder selbst backen müssen."
Meidinger kritisierte, der Lehrermangel werde verdeckt und schöngerechnet. Schulbehörden würden teilweise von vornherein Stunden kürzen. "Es gibt genügend Grundschulen in Bayern, an denen der Kunst- und der Musikunterricht nicht voll erteilt und Sprachförderkurse nicht mehr angeboten werden." Die Stunden würden dann in der Fehlstatistik nicht mehr auftauchen. Außerdem würden Klassenstärken stillschweigend erhöht. "Die Zeiten, in denen der Freistaat im Vergleich zu den anderen Bundesländern wie auf einer Wolke über den Problemen geschwebt ist, sind vorbei."
Meidinger warb für Lebensarbeitszeitkonten, um den Lehrermangel zu beheben. "Das bedeutet, dass Lehrkräfte jetzt freiwillig mehr als ihre normale Stundenanzahl arbeiten und dafür früher in Rente gehen können", erklärte der 68-Jährige, dessen Amtszeit Ende Juni endet.
Meidinger sprach sich erneut gegen die Fächer Englisch und Programmieren an Grundschulen aus. "Ich halte es nicht für sinnvoll, dass an Grundschulen Englisch und Programmieren unterrichtet wird, wenn gleichzeitig 25 Prozent aller Viertklässler nicht richtig lesen können."
