
Mehr als 350 Seeleute stecken in der Ukraine fest
n-tv
62 internationale Schiffe, darunter auch ein deutscher Dampfer, hängen seit knapp einem Jahr in der Ukraine fest. Minen und fehlendes Personal würden laut Verband Deutscher Reeder die Rückfahrt erschweren. Aber auch an Bord von deutschen Schiffen hat der Krieg zu schwierigen Szenen geführt.
Knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs stecken nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder (VDR) in der Ukraine immer noch 62 internationale Seeschiffe fest. Darunter sei auch ein deutsches Schiff, sagte VDR-Präsidentin Gaby Bornheim in Hamburg. Insgesamt seien 364 Seeleute betroffen. Teilweise sei die Fahrt durch Minen zu gefährlich. Einige Schiffe hätten mittlerweile aber auch zu wenig Personal, um fahren zu dürfen. "Wir sorgen uns sehr um die Seeleute, die auch nach einem Jahr Krieg in der Ukraine immer noch nicht nach Hause zurückkehren können." Bornheim appellierte an alle Beteiligten, den Seeleuten eine Rückkehr in ihre Heimatländer zu ermöglichen.
"Wir verurteilen den russischen Angriff auf die Integrität und Souveränität der Ukraine absolut und (...) unterstützen die Sanktionen der Bundesregierung, der EU, der Vereinigten Staaten, der Vereinten Nationen", betonte Bornheim. Der Krieg in der Ukraine strahle auch auf das Leben an Bord der deutschen Seeschiffe aus. So gebe es dort nach wie vor etwa 3000 Russen und 2000 Ukrainer. Die Mannschaften hielten zwar erstaunlich gut zusammen, es sei aber auch schwierig. So könne sich kaum jemand vorstellen, was es bedeute, wenn etwa ein russischer Chefingenieur seinem zweiten Ingenieur aus der Ukraine die traurige Mitteilung machen müsse, dass dessen Tochter bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen sei, sagte Bornheim. "Das sind tatsächlich Situationen, die sich an Bord abspielen."
Einige Reedereien seien deshalb bereits dazu übergegangen, Russen und Ukrainer an Bord doch zu trennen. Der Krieg in der Ukraine habe auch zu erheblichen Veränderungen bei den Waren- und Verkehrsströmen geführt, sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Martin Kröger. So transportierten inzwischen 40 Prozent der Welthandelsflotte Energie in flüssiger oder Gasform - Tendenz steigend. "Natürlich guckt die Schifffahrt mit Sorge auf die nächsten Krisenherde dieser Welt", sagte Kröger. Insbesondere der chinesisch-taiwanesische Konflikt spiele eine große Rolle. So sei die Straße von Taiwan vor allem für die Containerschifffahrt eine der wichtigsten Routen der Welt.
