Medien in Russland: Unabhängige Stimmen "werden täglich weniger"
DW
Der Krieg gegen die Ukraine darf in russischen Medien nur "Spezialoperation" heißen. Journalisten, die unabhängig berichten, drohen harte Konsequenzen. Jetzt musste selbst ein Radiosender mit Sonderrolle schließen.
Es klingt wie aus George Orwells dystopischem Klassiker "1984," ist aber die bittere Realität für russische Journalisten: In ihrer Berichterstattung über Russlands Krieg gegen die Ukraine dürfen sie bestimmte Wörter wie Krieg, Invasion und Angriff (von russischer gegen die ukrainische Seite) nicht mehr verwenden. Das teilte die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor mit.
Auch wer laut der Regierung im Kreml "Falschinformationen" verbreitet, macht sich strafbar. Zu diesen sogenannten "Falschinformationen" gehört unter anderem die Aussage, dass die russische Armee in der Ukraine zivile Ziele angreift. Alles Lüge, so der Kreml, die "richtigen" Informationen kämen allein von staatlichen Stellen. Dabei sieht die Weltöffentlichkeit jeden Tag neue Videoaufnahmen von zerstörten Wohngebäuden in ukrainischen Städten wie Charkiw, wo Tote aus den Trümmern geborgen werden.
Doch die Berichterstattung darüber versucht die Regierung mit allen Mitteln zu verbieten. "Putin und sein Apparat sind im Krieg, und da sollen die Medien folgen", sagt Christopher Resch, Pressereferent bei Reporter ohne Grenzen, im Gespräch mit der DW.
Den Medienschaffenden, die sich der strikten Zensur widersetzen und mit unabhängigen Fakten über den Krieg in der Ukraine informieren, drohen harte Konsequenzen.
Das musste beispielsweise die Nowaja Gaseta erfahren. Die Tageszeitung gehört zu den bekanntesten unabhängigen Medien in Russland und ist für die investigative Arbeit ihrer Reporter bekannt. Chefredakteur Dmitri Muratow erhielt 2021 den Friedensnobelpreis.