Maryna Bech-Romantschuk: „Wir wollen inspirieren“
Frankfurter Rundschau
Die ukrainische Dreispringerin über die wichtige Rolle des Sports in Kriegszeiten und einen konsequenten Ausschluss des russischen Verbandes / Ein Interview von Nico-Marius Schmitz
Frau Bech-Romantschuk, können Sie uns erzählen, wie die Situation in Ihrer Heimat ist?
Meine Heimatstadt wurde in den letzten zwei bis drei Wochen heftiger bombardiert. Wir leben in der Nähe von einem Flughafen. Das ist ein schreckliches Gefühl. Du kannst dir nie sicher sein. Ich mache mir jeden Tag Sorgen um meine Eltern und Freunde. Die letzten Wochen und Monate sind wirklich nur schwer zu verarbeiten.
Der Leichtathletik-Weltverband steht entschlossen zum Ausschluss russischer Sportler. Wie viel bedeutet Ihnen das?
Der Verband ist eine große Hilfe für uns. Sie unterstützen das ukrainische Team, beispielsweise wie jetzt mit dem Trainingslager vor der WM in Budapest. Das ist enorm wichtig für uns. Das gibt uns das Gefühl, dass wir nicht alleinegelassen werden, dass die Menschen an unserer Seite stehen. Russland ist ein terroristischer Staat, deshalb ist es für uns klar, dass keine russischen Sportler dabei sind. Es gibt russische Sportler, die nichts gegen den Krieg sagen. Und es gibt sogar Sportler aus Russland, die den Krieg unterstützen. Im Wettbewerb geht es auch um Freundschaften, wir sind wie eine große Familie. Aber meine Familie, meine Freunde, wir Athleten fühlen uns aktuell nicht sicher. Viele Sportler haben ihr Training gestoppt und sind an die Front gegangen. Um für die Zukunft von unserem Land zu kämpfen. Die russischen Sportler müssen den Preis dafür zahlen und dürfen nicht teilnehmen.
Beim Fechten oder im Tennis dürfen russische Sportler antreten. Das IOC spricht hier von neutralen Athleten.