
"Man kommt gegen die Masse an Verschwörungserzählungen nicht an"
n-tv
Verschwörungserzählungen bieten einfache Antworten für komplexe Probleme. Sie säen Misstrauen - und können Familien zerstören. Angelehnt an eigene Erfahrungen erzählt Ika Sperling in ihrem Comic "Der große Reset" (Leseprobe) von einem Zerwürfnis zwischen Vater und Tochter. Im ntv.de.-Interview spricht sie über das schwierige Zusammenleben mit Verschwörungsgläubigen, über Versuche, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Und über Hilfsangebote für betroffene Familien.
ntv.de: Im Comic steht, dass die Geschichte fiktional ist und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig seien. Das Thema ist aber auch autobiografisch. Wie ist das Verhältnis zwischen beiden Ebenen?
Ika Sperling: Die Geschichte ist zwar an meine Familie, meine Erfahrungen und Gefühle angelehnt. Aber die Figuren habe ich verfremdet. Einerseits habe ich so ein bisschen Distanz zu ihnen bekommen. Andererseits ist die Realität weit vielschichtiger als die zugespitzte Darstellung im Comic. Abgesehen davon kann ich mir natürlich aussuchen, wie ich mich im Buch darstelle. Meine Familie kann das nicht, die Verfremdung ist also auch ein Zeichen des Respekts ihr gegenüber.
Im Zentrum des Buchs steht die Auseinandersetzung der Protagonistin mit ihrem Vater, der immer weiter in Verschwörungserzählungen abrutscht. Auch das beruht auf autobiografischen Erlebnissen. Wann haben Sie gemerkt, dass sich das Verhalten Ihres Vaters verändert hat?
