
LNG-Terminals: Ein Schiff wird kommen…
DW
Ohne Gas geht es noch nicht, meint die Bundesregierung. Daher will sie zwei Häfen für Flüssiggas bauen, um unabhängig von Russland zu werden. Nur ob sich diese riesigen Investitionen lohnen, ist fraglich.
Die Rettung ist kalt, sehr kalt sogar: Minus 162 Grad. Auf diese Temperatur muss Gas heruntergekühlt werden, damit es flüssig wird und per Schiff verfrachtet werden kann. Sollte Russland beschließen, seine Gaslieferungen zu drosseln oder gar zu stoppen, könnte es in Deutschland kalt werden ohne den Import von flüssigem Gas, sogenanntem LNG (Liquefied Natural Gas).
Das Problem ist nur - bislang gibt es keine Häfen in Deutschland, in denen solche Gasschiffe entladen werden könnten.
Das soll sich schnell ändern, geht es nach Bundeskanzler Olaf Scholz. Er hatte am Sonntag als Reaktion auf den Ukraine-Krieg unter anderem den schnellen Bau von zwei LNG-Terminals in Deutschland angekündigt. Andere europäische Länder haben schon früher auf Flüssiggas gesetzt. So gibt es europaweit 37 LNG-Terminals, von denen 26 in Mitgliedstaaten der EU liegen. Immerhin deckten LNG-Importe 2020 laut der EU-Kommission rund ein Viertel des europäischen Gasbedarfs. Deutschland dagegen muss bisher sein LNG über Häfen im belgischen Zeebrügge, im französischen Dünkirchen und im niederländischen Gate beziehen.
Der Hanseatic Energy Hub (HEH), der ein LNG-Terminal im deutschen Ort Stade (Bundesland Niedersachsen) plant, meint, Deutschland dürfe sich nicht allein auf andere Häfen verlassen. "Auch in Zukunft wird über andere europäische Terminals LNG angelandet", sagt Johann Killinger, geschäftsführender Gesellschafter von HEH. Allerdings sei dort der Auslastungsgrad sehr hoch. "Die Kapazitäten werden schlicht und einfach nicht reichen," so Killinger.
Anders sieht das die Nichtregierungsorganisation Food & Water Action Europe. Sie sagen, die Auslastung aller EU-Terminals von Januar 2021 bis Mitte Januar 2022 habe nur bei rund 40 Prozent gelegen. Damit gebe es also genügend Luft nach oben. Vor allem sei die Auslastung gegenüber den Jahren 2019 und 2020 noch gesunken. Damals lag sie bei 46 Prozent.
