LNG-Flüssiggas: Retter in der Gas-Not oder Klimakiller?
DW
Um russisches Gas zu ersetzen, importiert die EU jetzt mehr Flüssigerdgas (LNG) aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Was genau ist LNG? Und sind die Klimaziele in Gefahr?
Um den Ausfall der russischen Gaslieferungen zu kompensieren, will allein Deutschland vier neue Terminals für Flüssiggas-Tanker in Betrieb nehmen. Der Einsatz von LNG ist nur als kurzfristige Zwischenlösung gedacht, doch Experten fürchten, dass die EU das Flüssiggas langfristig nutzen könnte - schließlich wird Europa jetzt der größte LNG-Importeur der Welt.
Während die ersten Schiffe mit Flüssiggas in Norddeutschland anlanden - an diesem Mittwoch (15.02.2023) kam die erste Lieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im LNG-Terminal Brunsbüttel an -, sprechen Klimaaktivisten von einem großen Rückschlag im Kampf gegen den Klimawandel. Klimawissenschaftler gehen davon aus, dass der Fokus auf Flüssiggas aller Voraussicht nach die Einhaltung der Klimaziele gefährden wird. Denn das importierte LNG verursacht fast zehnmal mehr Treibhausgasemissionen als Erdgas, das per Leitung transportiert wird. Außerdem gibt es Zweifel, ob die LNG-Infrastruktur später - wie angekündigt - tatsächlich für grünen Wasserstoff genutzt werden kann.
LNG-Importe sind für den Energieplan der Europäischen Union - REPowerEU - von zentraler Bedeutung. Dennoch gehen Analysten davon aus, dass sie die aktuelle Gasknappheit erst nach 2024 ausgleichen.
Doch um die potenziellen Klimarisiken im Zusammenhang mit LNG zu verstehen: Wie genau wird es eigentlich verflüssigt, transportiert und verteilt?
LNG ist Erdgas, das durch starke Abkühlung auf etwa minus 161 Grad Celsius (minus 259 Grad Fahrenheit) in einen flüssigen Zustand gebracht wird. Dieses Flüssiggas ist 600-mal kleiner als das ursprüngliche Volumen und wiegt halb so viel wie Wasser.