Liga-Boss verurteilt "widerlichen" Angriff: "Bin empört!"
RTL
Der deutsche Frauenhandball wird von einem Spanner-Skandal erschüttert. Kameras wurden in einer Umkleide gefunden.
Es ist ein ekelhafter Fall, der den deutschen Frauenhandball erschüttert. Die Bundesliga-Spielerinnen der TuS Metzingen haben in ihrer Umkleidekabine versteckte Kameras gefunden, machten den Spanner-Skandal am Donnerstag öffentlich. Unfassbar: Erst vor wenigen Wochen war ein anderer Voyeur-Angriff öffentlich geworden. Entsprechend groß sind Wirbel und Verunsicherung. Polizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln in dem Metzingen-Fall.
Die Liga verurteilt den Vorfall aufs Schärfte, will die Spielerinnen in Zukunft vor derlei Attacken schützen. Liga-Boss Andreas Thiel sagte unserer Redaktion: "Ich bin empört. Es fällt mir schwer, dafür ein zutreffendes Adjektiv zu finden. Widerlich trifft es vielleicht am besten."
Thiel mit Blick auf den Vorfall bei der TuS Metzingen: "Wir haben dem Verein jegliche Unterstützung zugesagt". Mit so einem Eingriff "in den persönlichen Bereich" müsse man erst einmal klarkommen, ergänzt der 61-jährige ehemalige Weltklassetorhüter.
Aber wie sieht die Unterstützung der Liga konkret aus? In einem ersten Schritt so: "Wir haben unsere Mitglieder am Donnerstag in Kenntnis gesetzt und, verkürzt gesagt, darum gebeten, Wachsamkeit an den Tag zu legen oder zu intensivieren", sagt Thiel. Kommenden Montag werde es einen Termin mit allen Mitgliedsvereinen geben, um noch mal Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen.
Nur Lob hat Thiel dafür, wie die Spielerinnen aus Metzingen auf den Skandal reagiert haben. Statt das folgende Match abzusagen, trat die Mannschaft an. "Dafür gebührt den Spielerinnen höchster Respekt."
Die Schlagzeilen rufen auch andere deutsche Handball-Größen auf den Plan. Stefan Kretzschmar etwa, dessen Tochter bei Sport-Union Neckarsulm in der Bundesliga spielt, sagte der "Bild": "Ich assoziiere die Vorfälle weniger mit meiner in der Bundesliga spielenden Tochter, sondern eher mit der gesamten Situation. Die jüngsten Nachrichten aus Metzingen waren erschütternd. Was muss das für ein perverser Typ sein?" Das ein Mensch die Kameras aufbaue, sei für ihn die schlimmste Form von Voyeurismus. Immerhin sei dem schnell ein Ende gesetzt worden und der Mensch ist aufgefallen.
Im Fall der TuS Metzingen ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft. Kommissar Michael Scholl sagte unserer Redaktion: "Wir können bestätigen, dass es den Vorfall gegeben hat. Der Tatverdächtige konnte schnell ermittelt und Beweismittel sichergestellt werden." Die Polizei habe nun die Anzeige an die Staatsanwaltschaft Tübingen übergeben.
Dass es keinen Zusammenhang mit dem Vorfall bei Handball-Bundesligist Bucholz 08-Rosengarten gibt, kann die Polizei jetzt bestätigen. "Es ist nicht der gleiche Täter, es gibt einen Altersunterschied zwischen den beiden mutmaßlichen Personen." Weiter ergänzt Scholl: "Die Spielerinnen werden jetzt beraten, wie sie damit umgehen können. Sie können seitens der Polizei psychologische Hilfe bekommen."