Letzter Anlauf auf der Kandahar
Süddeutsche Zeitung
Der Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen steht in diesem Jahr erneut im Zeichen von etwas Größerem: Ausrichter und Gemeinde wollen 2027 mal wieder die Ski-WM beherbergen - der Vorstoß soll auf absehbare Zeit der finale sein.
Gut schaut er aus, groß, schlank, kräftige Farbe. Nur etwas steif steht er da, der neue Ehrengast im Ziel der Kandahar-Piste. Das ist aber auch kein Wunder bei dem eisigen Wind, der am Freitag über das Zielstadion pfeift, während des letzten Trainingslaufs der alpinen Skirennfahrerinnen, die an diesem Wochenende eine letzte Abfahrt am Samstag und einen Super-G am Sonntag (jeweils 11.30 Uhr) bestreiten, bevor es zu den Winterspielen geht. Und der Ehrengast, der in Wahrheit eine Videotafel in Form des Kandahar-K ist, hat ohnehin andere Eigenschaften.
Wenn eine Läuferin im Ziel die Bestzeit unterbietet, soll er am Wochenende wie ein Chamäleon in grüner Farbe leuchten, auch einen virtuellen Goldregen hat er im Programm. Daneben haben die Organisatoren eine 42 Meter lange LED-Bande hochgezogen, sie soll den Läuferinnen zumindest ein paar digitale Anfeuerungen entgegenschicken. "Wir wollten einfach mal was Neues präsentieren in Corona-Zeiten", sagt Florian Fischer, der neue Präsident des Garmisch-Partenkirchener Ski-Weltcups. Echte Zuschauer sind ja erneut keine zugelassen, die jüngsten Beschlüsse der Staatsregierung kamen zu spät.
Dave Ryding gewinnt in Kitzbühel auf dem wohl schwersten Slalom-Hang des Weltcups: mit 35 Jahren, erstmals in seiner Karriere, als erster Brite im alpinen Weltcup überhaupt. Sein Erfolg erzählt auch einiges über die Kunst des Durchhaltens. Von Johannes Knuth
Der Ski-Weltcup ist alljährlich eine ihrer größten Visitenkarten beim Skiclub Garmisch, dem Florian Fischer seit vergangenem August ebenfalls vorsteht - Vater Peter zog sich nach langer Dienstzeit zurück und werkelt nunmehr im Hintergrund. Und in diesem Jahr liegt über der Veranstaltung noch ein wenig mehr Bedeutung als sonst, Skiclub und Deutscher Skiverband (DSV) bewerben sich mal wieder um die alpine Weltmeisterschaft - diesmal für 2027, nachdem es für 2025 nicht geklappt hatte.
Die Unterlagen liegen seit Herbst beim Weltverband Fis, im kommenden Mai pickt sich das Fis-Council einen von vier Bewerbern heraus: Crans-Montana/Schweiz, Narvik/Norwegen, Soldeu/Andorra oder eben Garmisch-Partenkirchen. Und zumindest der deutsche Versuch sollte sitzen, denn einen weiteren Anlauf, so Fischer, wird es nicht geben, höchstwahrscheinlich: "Das hat stark monetäre Gründe."