Leipzig entlässt Trainer Marsch: Abgang durch die Hintertür
Frankfurter Rundschau
Daheim in Corona-Quarantäne ereilt den Leipziger Trainer Jesse Marsch die Entlassung.
Dass die Bundesliga als gnadenloser Verdrängungswettbewerb nicht viel Platz für Sentimentalitäten lässt, ist hinlänglich bekannt. In kaum einer anderen Branche zählt allein das Hier und Jetzt wie im Profifußball, wo gerne von langfristigen Entwicklungen fabuliert wird, dann aber doch kurzfristige Entscheidungen getroffen werden. In Corona-Zeiten trifft sogar Trainer der Bannstrahl, die gar nicht auf der Trainerbank gesessen haben. Die am Sonntag beim abgestürzten Spitzenklubs RB Leipzig vollzogene Entlassung des seit Saisonbeginn glücklosen Jesse Marsch erfolgte in einer Phase, in der der US-Amerikaner gerade seine Covid-Erkrankung in den heimischen vier Wänden auskurierte.
Trotzdem wurde dem 48-Jährigen nunmehr die Verantwortung für die am Freitag abermals ungenügende Vorstellung bei Union Berlin (1:2) angelastet, wie aus der Pressemitteilung des Brauseklubs hervorging. „Es ist schade, dass es in dieser Konstellation nicht wie erhofft geklappt hat und dieser Schritt nun notwendig wurde, weil leider die gewünschte Entwicklung und somit auch die notwendigen Ergebnisse für unsere Saisonziele ausgeblieben sind“, teilte Vorstandschef Oliver Mintzlaff mit. „Aktuell laufen wir unseren eigenen Ansprüchen hinterher und wollen jetzt mit dieser Entscheidung einen neuen Impuls setzen.“
Marsch ließ verlauten, er spüre angeblich keine Verbitterung. Im Gegenteil: „Ich bin sehr dankbar, Teil der Red-Bull-Familie zu sein und diese Chance erhalten zu haben. Bis zuletzt hatte ich die Hoffnung, dass wir nach einem unruhigen Start in die Saison und wechselhaften Auftritten als Gruppe zu mehr Geschlossenheit und Stabilität finden und das sprichwörtliche Ruder herumreißen.“ Er wusste wahrscheinlich selbst am besten, dass er mit seiner Kommunikation früh gescheitert war – da nützte auch nichts mehr, dass er zuletzt wieder seine Muttersprache Englisch benutzte, um den Spielern seine Anschauungen zu überbringen. Als Team funktionierte dieser Kader schon lange nicht mehr.