
Leichtathletik-WM in Eugene: Afrikas Topsprinter Ferdinand Omanyala nun doch dabei
DW
Der schnellste Mann Afrikas, Ferdinand Omanyala, hat nach DW-Informationen in letzter Minute doch noch ein Visum für die USA erhalten und will bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene über 100 Meter starten.
Nun also doch. Ferdinand Omanyala will nach DW-Informationen an diesem Donnerstagabend kenianischer Zeit von Nairobi aus zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene im US-Bundesstaat Oregon fliegen. Wenn alles nach Plan läuft, würde der beste Sprinter Afrikas an diesem Freitag gerade mal zwei Stunden vor dem Beginn der Vorläufe am WM-Ort eintreffen. Sollte er sich verspäten, würden ihm die Organisationen möglicherweise einen separaten Vorlauf einräumen.
Sein Visum war erst an diesem Donnerstag, buchstäblich in letzter Minute, in Kenia eingegangen. Kurz zuvor hatte der 26-Jährige noch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärt: "Es gibt nichts, was ich tun kann. Ich habe meine Reise nach Oregon aufgegeben." Warum die US-Behörden die Visa für Omanyala und offenbar auch einige weitere Mitglieder des kenianischen WM-Teams erst so spät erteilten, blieb zunächst unklar.
Mit 9,85 Sekunden war Omanyala im Mai die drittschnellste Zeit weltweit in diesem Jahr über 100 Meter gelaufen, was ihn zu einem Medaillenkandidaten gemacht hatte. Vor einem Monat hatte sich der 26-Jährige auf Mauritius den Titel des Afrikameisters gesichert - mit dem hauchdünnen Vorsprung von drei Tausendstelsekunden vor dem Südafrikaner Akani Simbine. Beide Sprinter waren mit 9,93 Sekunden gestoppt worden.
Simbine musste sich eingestehen, dass er seinen Thron als schnellster Mann Afrikas endgültig an Omanyala verloren hatte. Im Juli 2021 hatte der Kenianer bereits Simbines Afrika-Rekord von 9,84 auf 9,77 Sekunden geschraubt. In Tokio hatte es Omanyala dann als erster Kenianer in ein olympisches Halbfinale geschafft.
"In einem Land aufzuwachsen, in dem es nur eine Langstrecken-Tradition gibt, war eine echte Herausforderung", sagte Omanyala der DW. "Niemand glaubte, dass ein Sprinter in Kenia erfolgreich sein kann. Ich musste die Meinung so vieler Leute ändern." Während die Langstrecken-Asse meist dem Volksstamm der Kalendjin angehören, entstammt der Sprinter dem Bantu-Stamm der Abaluyha. Diese sind eher für ihre kräftige Physis bekannt, aus ihren Reihen gingen eher Rugby- und Fußballspieler hervor als Läufer. "Ich war selbst ein Rugbyspieler, ein sehr schneller Winger [Außenspieler – Anm. d. Red.]", sagte Omanyala nach einem Gewinn des afrikanischen Titels der DW. "Ich erfüllte mir meinen Traum, zu den Sprintern zu wechseln und damit etwas Einzigartiges in Kenia zu tun. Ich erlebe viel Wertschätzung durch die Menschen meiner Heimat. Das hat mich so weit gebracht."
