Lässt Putin den EU-Gasmarkt gezielt austrocknen?
DW
Dem russischen Konzern Gazprom wird vorgeworfen, die Energiekrise zu verschärfen, um grünes Licht für Nord Stream 2 zu erwirken. Aber Moskau hat offensichtlich ein weiteres strategisches Ziel.
Zuerst sah es aus wie ein Werbefeldzug. "Jene in Europa, die einverstanden waren, mit uns Langfristverträge abzuschließen, können sich jetzt die Hände reiben und jubeln", tönte Russlands Präsident Wladimir Putin. "Jene, die mit uns Langfristverträge unterschrieben haben, können die Preise nun genießen", wiederholte fast wortwörtlich die Vize-Chefin von Gazprom, Elena Burmistrova, verantwortlich für das Exportgeschäft.
Schon seit Wochen sendet Moskau ein unmissverständliches Signal nach Europa: Schließt mit Gazprom und somit mit Russland langfristige Verträge über Erdgaslieferungen ab - und ihr werdet euch nicht um Strom oder Wärme sorgen müssen. Dies geschah vor dem Hintergrund einer beispiellosen Gaskrise auf dem europäischen Markt. In den letzten Monaten hat sich der Preis vervielfacht, Anfang Oktober betrug er sogar das Zehnfache des Durchschnittpreises von 2020. In billigeren Zeiten hatten sich viele westeuropäischen Versorger am Spotmarkt eingedeckt, zu kurzfristig niedrigeren Preisen.