Kruse und die Lust aufs Abenteuer
Frankfurter Rundschau
Beifall ertönte in der Fußballnation, als nun der Olympiakader veröffentlicht wurde und Max Kruse in ihm stand. Ein Kommentar.
Die deutsche Fußball-A-Nationalmannschaft ist zwar ohne Skandal durch die für sie zu kurze Europameisterschaft gekommen, auch die Anmerkungen zum taktischen Scheitern von Thomas Müller in seinem Newsletter sind keiner, und in einigen Punkten wie der gesellschaftlichen Positionierung war das Team sogar vorbildlich – dennoch fehlte es Joachim Löws Auswahl an Ausstrahlung. Das merkt man jetzt, wenn man auf diesen (noch nicht beendeten) Turniersommer blickt, in der auch die U-21-EM-Endrunde stattfand und das Olympia-Turnier noch ansteht. Die Junioren konnten nicht mit der nominell stärksten Mannschaft antreten, weil sie Jamal Musiala und Kai Havertz an die „Großen“ abtreten mussten – doch sie wurden gefeiert für ihren Mut, mit dem sie ihre Außenseiterrolle überspielten und Europameister wurden. Und das Olympiateam genießt, ohne dass ein einziges Training stattgefunden hätte, bereits die Sympathien der Deutschen. Weil sie sich auf die Geschichte freuen: Zusammengewürfelter Haufen geht auf Abenteuerreise. U21 und Olympiateam werden von Stefan Kuntz trainiert, der zwischen seinen beiden Saisonhöhepunkten die A-EM im ARD-Studio begleitet und mit seiner unkomplizierten Art ein Kontrastprogramm zum schwer greifbaren Joachim Löw geboten hat. Doch auch seine Mannschaften sind anders. Sie genießen nicht die höchste Priorität, mit ihnen muss man improvisieren – und das macht sie interessant. Beifall ertönte in der Fußballnation, als nun der Olympiakader veröffentlicht wurde und Max Kruse in ihm stand. Sowohl von seinen Vorleistungen in der Bundesliga als auch seinem Profil hätte der Stürmer auch eine Option für Löw sein müssen, dem Kruse aber immer zu wenig glatt war und dem er einige Eskapaden nachträgt. Kruse ist gewiss nicht pflegeleicht, doch er steht eben auch für eine unbändige Lust am Fußball: Spielt für Union Berlin, weil ihn der Verein interessiert, fliegt zu Olympia, weil Olympia anders ist als der sonstige Profizirkus. Bemerkenswert auch, dass Union Berlin seinen besten Spieler umstandslos freigibt, während der FC Bayern das bei seinem dritten Torhüter, Ron-Thorben Hoffmann, nicht macht. EM-Mannschaft – acht Bayern-Spieler. Olympia-Auswahl – keiner. Auch das ist ein Kontrast.More Related News