Kroatiens Superstar Luka Modric auf seiner letzten Gala-Tour
DW
Luka Modric spielt mit der kroatischen Fußball-Nationalmannschaft erneut ein WM-Halbfinale. Mit 37 Jahren macht er noch immer den Unterschied. An Gegner Argentinien haben die Kroaten noch gute WM-Erinnerungen.
Keine Tattoos. Keine Tratsch-Geschichten. Keine gegelten Haare. Stattdessen altmodischer Mittelscheitel. Immer noch. Im modernen Fußball wirkt Luka Modric wie aus der Zeit gefallen. Der 1,72 Meter kleine Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft ist scheu, spricht ungern, Pressekonferenzen und Interviews mag er nicht. Außerhalb des Platzes möchte der Weltfußballer von 2018 am liebsten nicht auffallen.
Auf dem Feld aber ist der Mittelfeldstratege der Chef - besonders bei großen Spielen. Bei der WM in Russland führte er als bester Spieler des Turniers die Kroaten sensationell bis ins Finale, wo sie gegen Frankreich verloren. Nun steht Kroatien schon wieder im Halbfinale, nach dem Elfmeterkrimi gegen Brasilien. "Luka hat 120 Minuten einen großartigen Rhythmus vorgegeben, er ist der Kopf des Sieges", schwärmte Trainer Zlatko Dalic nach dem 4:2 im Elfmeterschießen: "Vor der WM hatten ihn einige abgeschrieben, aber er hat es allen gezeigt." Das gilt allerdings generell für die als überaltert gescholtenen Vatreni.
Modric betonte nach dem Braslien-Coup ebenfalls: "Wir waren nahezu geschlagen, alle erklärten uns für tot. Aber wir haben gezeigt, dass wir nie aufgeben, dass unser Glaube enorm ist." Modric ist laufstark, ständig unterwegs. Rennt nach vorne und hinten, dribbelt und scheut kein Duell, übernimmt Verantwortung. Modric ist gleichzeitig Kämpfer und Techniker. Sein Markenzeichen: die giftigen Außenrist-Pässe. Gerne über 30 bis 40 Meter.
Trotz seiner Größe ist Modric überraschend zweikampfstark, fällt auf durch filigrane Ballbehandlung und ausgezeichnete Übersicht. So verfolgte er Brasiliens Sechser Casemiro auf Schritt und Tritt, störte so das Aufbauspiel des Topfavoriten und steuerte gleichzeitig das der Kroaten. Der Stuttgarter Borna Sosa adelte seinen Kapitän als einen der "fünf besten Mittelfeldspieler der Geschichte". Modric lebe "für den Fußball", ergänzte Dalic: "Seine Professionalität und Ernsthaftigkeit sind der Schlüssel."
Und so steht das kleine Kroatien mal wieder im Halbfinale, schon dreimal bei sechs Teilnahmen hat es das schon geschafft. Die Elfmeter-Bilanz ist makellos: Vier von vier Elfmeterschießen haben die Kroaten bei Weltmeisterschaften gewonnen. Und das zuletzt trotz Minimal-Ausbeute: Nur einen Sieg haben sie nach 90 Minuten in Katar eingefahren, noch nie 1:0 geführt.